GAG228: Berliner Blau – die Erfindung einer Farbe

Wir springen nach Berlin in ein alchemistisches Labor im Jahr 1706: Bei der Herstellung von Florentiner Lack färbt sich das Gemisch überraschend tiefblau statt rot. Johann Jacob von Diesbach und der Johann Conrad Dippel haben aus Versehen das erste moderne, künstliche Pigment hergestellt: das Berliner Blau. Auch bekannt als Prussian Blue oder Eisenblau.

Berliner Blau verbreitet sich in der Folge, weil es eine günstige Alternative zu anderen Blautönen ist, wie Ultramarin oder Azurit. Aber nicht nur in der Malerei kommt das Berliner Blau zum Einsatz. Es wird auch zur Weinschönung verwendet und ist heute auch als Medikament gegen Thallium- oder Caesium-Vergiftung im Handel.

Das in der Folge erwähnte Buch ist Berliner Blau von Alexander Kraft.

Bei der Großen Welle vor Kanagawa kam auch Berliner Blau zum Einsatz.

AUS UNSERER WERBUNG
Du möchtest mehr über unsere Werbepartner erfahren? Hier findest du alle Infos & Rabatte!

NEU: Wer unsere Folgen lieber ohne Werbung anhören will, kann das über eine kleine Unterstützung auf Steady tun.

Wir freuen uns, wenn ihr den Podcast bei Apple Podcasts rezensiert oder bewertet. Für alle jene, die kein iTunes verwenden, gibt’s die Podcastplattform Panoptikum, auch dort könnt ihr uns empfehlen, bewerten aber auch euer ganz eigenes PodcasthörerInnenprofil erstellen.

Wir freuen uns auch immer, wenn ihr euren Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen oder sogar Nachbarinnen und Nachbarn von uns erzählt!


19 Replies to “GAG228: Berliner Blau – die Erfindung einer Farbe”

  1. Orakel

    Hmm… interessant. Vor allen Dingen frage ich mich gerade, warum mir der Begriff „Preußischblau“ tatsächlich was sagt. (Berliner Blau allerdings so gar nicht.)

    Und um das gleich auszuschließen: Es geht mir gerade dabei nicht darum, dass ich im Kopf „Prussian Blue“ ohnehin übersetzt hätte. Ich glaube tatsächlich, dass ich den Begriff Preußisch Blau auf Farbprodukten gesehen hätte.

    • Daniel

      Die Farbe ist unter vielen Namen im Handel – Vossenblau, Eisenblau, Miloriblau, Turnbull-Blau. Daher wäre es auch nicht verwunderlich, wenn es auch als Preußischblau verkauft wird.

      • Aneke

        Als Kirchenhistorikerin muss ich eine kleine Anmerkung machen (tatsächlich die erste nach über 200 Folgen): Der Pietismus ist eine Bewegung innerhalb der ev. Kirche und entstand nicht parallel zur Reformation sondern erst gegen Mitte des 17. Jahrhunderts. Es gab ihn sowohl mit lutherischer als auch reformierter Prägung.

        • Jule

          Danke, ich war zu faul es vernünftig zu erklären (Dachte damals dazu weiter ausholen zu müssen), bin aber auch zusammengezuckt.
          Vielleicht noch soviel: Pietismus gibt es natürlich als „Haltung“ noch immer und lässt sich vielleicht einfach so erklären, dass vor jeder Handlung erst durch die Bibel überprüft wird, ob sie moralisch tragbar ist.
          Das klingt erstmal streng und frömmelnd, kann aber sehr schöne Formen der Nächstenliebe hervorbringen 😉

          • Jule

            Vielleicht sollt ick aber nachschieben, dass et -trotzdem- eine meener Lieblingsfolgen der letzten Zeit is 🙂

  2. Matthias Schmidt

    Gestattet noch eine Ergänzung zu den gewinnungsmöglichkeiten von Blau. Im Mittelalter kam die Stadt Erfurt in Thüringen zu reichtum, weil in dieser Gegend der sogenannte Färberwaid gedieh. Eine Pflanze, die mehrmals im Jahr geerntet werden konnte. Die getrockneten pflanzen wurden im weiteren mit Urin vergoren. Dadurch kam der blaue Farbstoff oder Deutschindigo zustande.
    Gruß Matthias

  3. Olly

    Ich war etwas skeptisch, als ich das Thema der Folge gelesen habe. Aber wie Richard bereits in einer viel früheren Folge sinngemäß gesagt hat: wenn man einem Experten zuhört, kann jedes Thema spannend sein.

    Vielen Dank für die Folge!

  4. Amelie und Pia

    Hallo ihr Lieben,
    als zwei begeisterten Zeitsprung Hörerinnen, die sich aktuell mit dem Medizinstudium herumschlagen, haben wir noch eine aktuelle Verwendung anzumerken.
    Die Berliner Blau Färbung wird in der Medizin eingesetzt um Eisenablagerungen (z.B. Hämosiderin) im Gewebe darzustellen und nachzuweisen.
    Wird in der Diagnostik von zum Beispiel Hämochromatose eingesetzt.
    Vielen Dank für die spannende Folge!

    • Katrin

      Wow. Ich wusste, dass mir Berliner Blau irgendwas sagte, wusste aber nicht mehr woher. Die Ausbildung zur MTLA liegt schon etliche Jahre zurück und leider arbeite ich auch nicht mehr in diesem Beruf, aber jetzt erinnere ich mich wieder, dass wir im Histo-Unterricht mit Berliner Blau gefärbt haben. Danke für’s Auffrischen meiner Erinnerungen!
      Und an das Zeitsprung Team, lieben Dank für eine weitere Klasse-Folge!!!

  5. Luca Adrians

    Wir hatten heute in unserem Pathologiekurs das Thema Lunge, und man nimmt im Falle einer Stauungslunge Berliner Blau zum Nachweis der Erythrozyten was ja natürlich auch Sinn ergibt aber ich fand es jetzt so im Nachhinein interessant wie das Berliner Blau mir auch im Alltag begegnet

  6. Caro

    Zwei unnützes Wissenfakten zu dieser Folge:
    – das Rot von Campari wurde noch bis ins Jahr 2006 mit Hilfe von Cochenilleschildläusen gewonnen.
    – Daniel hat das Bild „Die große Welle von Kanagawa“ wahrscheinlich doch schon Mal gesehen – vorausgesetzt er hat ein (Apple) Smartphone: für das Emoji „Große Welle“ hat dieses Bild als Vorbild gedient.

  7. Manfred

    Bei der Geschichte des Dippl kommt auch das „dipplsche Tieröl“ vor.
    Gibt es eigentlich eine Erklärung was das alchimistische dipplsche Tieröl nach heutigem Wissensstand ist? Als „nicht Mediziner“ kann ich mir nicht vorstellen was dabei rauskommt wenn man tierblut mehrfach destilliert.

    Lg, Manfred

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Ein Buch!

Wir haben ein Buch geschrieben! Es sind zwanzig Geschichten aus der Geschichte, es geht ums Reisen, Expeditionen und alles, was damit zusammenhängt. Erhältlich im gut sortierten Buchhandel oder wo auch immer ihr eure Bücher kauft!


Buch Cover

Seit über neun Jahren erzählen sich die Historiker Daniel Meßner und Richard Hemmer Woche für Woche gegenseitig eine Geschichte aus der Geschichte. Das Besondere daran: der eine weiß nie, was der andere ihm erzählen wird. Dabei geht es um vergessene Ereignisse, außergewöhnliche Persönlichkeiten und überraschende Zusammenhänge der Geschichte aus allen Epochen.

Mehr Podcasts