GAG209: Cyriacus und die Erfindung der Archäologie
Wir springen in dieser Episode ins 15. Jahrhundert und beschäftigen uns mit Cyriacus: eigentlich ausgebildeter Händler, entdeckt dieser Mann aus Italien bald eine Passion, die ihn bis ans Ende seines Lebens nicht loslassen wird: alte Gebäude, Monumente und Ruinen – kurz: die Überbleibsel längst vergangener Kulturen.
Wir sprechen darüber, wie dieser Mann einerseits den Tourismus und andererseits die Archäologie erfunden hat, dabei zu einem Star der Humanisten und zu einem allseits gern gesehenen Gast an den Höfen diverser Machthaber wurde.
Literatur zu dieser Folge ist das Buch: To wake the dead: A renaissance merchant and the birth of archaeology von Marina Belozerskaya.
Das Profilbild zeigt Cyriacus in einer Darstellung aus dem Jahr 1459.
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Oh! Ohh! Ohhhh!
Meine Lieblingsösipodcaster machen mich wieder sehr glücklich!
Geschichte UND Archäologie, dazu noch die italienische Renaissance.
Ich freue mich drauf.
So 400 Jahre später hat es der von mir als Kind schon sehr verehrte Heinrich Schlieman ziemlich ähnlich gemacht: Als Händler Geld verdient, antike Sprachen gelernt, eigene Expeditionen finanziert…
Die DDR heißt “DDR” oder “damalige DDR”. “Ehemalige DDR” kann ja nur das heutige Ostdeutschland ohne West-Berlin sein.
Die „ehemalige DDR“ ist bezeichnet das Gebiet heute, welches früher einmal die DDR war
Cyriacus kannte ich bis dato noch nicht. Man lernt immer dazu.
Eine tolle Episode mit einer spannenden Geschichte; vielen Dank hierfür!
Ich glaube aber auch, dass es hier gar nicht nötig ist, unbedingt mit Superlativen zu arbeiten. Die Geschichte ist auch ohne sie sehr gut. So wird Cyriacus in der Folge als erster Archäologe und erster Tourist bezeichnet. Glaubt man den folgenden Quellen stimmt das aber nicht. Man könnte ihn vielleicht höchstens als ersten Archäologen und Touristen seit dem Ende der Antike bezeichnen.
So beschreibt der Althistoriker David Neuhäuser in dem Spektrum-Artikel “Als römische Touristen die Welt eroberten” (leider hinter einer Paywall), dass Tourismus mehr als tausend Jahre vor Cyriacus in der Antike unter wohlhabenden Römern weitverbreitet war. Dies betrifft gerade auch touristische Fernreisen mit dem Schiff im Mittelmeerraum von Rom nach Ägypten, Griechenland und Kleinasien und gerade auch “Kultureisen” zu kulturellen Sehenswürdigkeiten. Beliebte Reiseziele waren beispielsweise die sieben Weltwunder. Es gab auch schon Souvenirhändler und die römischen Touristen hinterließen, quasi teilweise wie manche heutige Touristen, viele Grafitti an den Wänden der Sehenswürdigkeiten.
https://www.spektrum.de/news/antike-als-roemische-touristen-die-welt-eroberten/1964221
Und was den ersten Archäologen betrifft, so gibt es Historiker, die auch diesen in die Antike verorten. So gilt der babylonische König Nabonid (von etwa 609 v. Chr. bis 539 v. Chr.) manchen als erster Archäologe. Zitat englische Wikipedia: “Regarded as one of the most vibrant and individualistic rulers of his time, Nabonidus is characterised by some scholars as an unorthodox religious reformer and as the first archaeologist.” So zeigte Nabonid wohl ein besonders großes Interesse an Geschichte und konkret daran, alte Tempel und Statuen auszugraben und zu untersuchen. Er gilt auch als erster, der ein archäologisches Artefakt datiert hat. Weitere Details zu seinen Ausgrabungen finden sich hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Nabonidus#Nabonidus_as_an_archaeologist
https://greekreporter.com/2024/05/25/worlds-first-archaeologist-babylonian-king/
Das alles schmälert selbstverständlich nicht die Leistungen Cyriacus. Es sei aber erwähnt, dass es auch schon lange vor ihm Tourismus und archäologische Ausgrabungen gegeben hat.