GAG495: Das Bandoneon und der Tango
Wer das Bandoneon (Bandonion) erfunden hat, ist umstritten. Sicher ist jedenfalls, dass kein Instrument, den Tango so sehr geprägt hat, wie die Harmonikas aus dem Erzgebirge. Wir sprechen in der Folge darüber, wie das Instrument zu seinem Namen kam und warum es wahrscheinlich ohne seine innige Verbindung zum Tango längst in Vergessenheit geraten wäre.
Erwähnte Folgen
- GAG101: Leon Theremin – Was die Anfänge der elektronischen Musik mit Überwachungstechniken zu tun haben – https://gadg.fm/101
- GAG146: Tripel-Allianz-Krieg – https://gadg.fm/146
- GAG351: Die Erfindung des Saxophons – Aufstieg und Fall des Adolphe Sax – https://gadg.fm/351
Literatur
- Barbara Potthast und Sandra Carreras: Eine kleine Geschichte Argentiniens, 2010.
- Janine Krüger: Heinrich Band. Bandoneon: Die Reise eines Instruments aus dem niederrheinischen Krefeld in die Welt, 2020.
- Jürgen Karthe: Von der Concertina zum Bandoneón. Chemnitz – die Wiege des Bandoneóns, 2024.
Alle Infos zur Jubiläumsfolge gibt’s hier: https://gadg.fm/500folgen
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12 Replies to “GAG495: Das Bandoneon und der Tango”
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….. ganz tolle Folge, Daniel. Danke dafür.
Sie ist auch für Akkordeonisten sehr interessant.
Vermutlich werde ich sie so oft wieder und wieder anhören, bis ich sie auswendig kenne. 😀
Tolle Folge, aber sorry: das Musikbeispiel am Anfang ist ja grottenschlecht 😖. Dabei gibt es soviel tolle Tangomusik! Ich kann das Stück auch nirgends finden online, aber ich bin mir relativ sicher, dass da kein Bandoneon zu hören ist…
Wie am Ende kurz erläutert: Es genügt nicht, ein gutes Stück zu finden, es muss auch eine akzeptable Lizenz geben.
Dass wir in Krefeld keine Statue zum Thema Bandoneon haben, kann ich so natürlich nicht stehen lassen.
Am Anfang der wichtigsten Einkaufsstraße in Richtung des Hauptbahnhofes sitzt „Der Bandoneonspieler“ mit seinem Publikum aus Hund und Kindern.
Hier ein Link zu einem Bericht mit Foto über die Wiederherstellung der Statue nach einem Diebstahl:
https://www.krefeld.de/de/inhalt/bandoneonspieler-gruppe-an-der-neusser-strasse-wieder-komplett/
Zudem hat das Theater Krefeld Mönchengladbach anlässlich des 650jährigen Stadtjubiläums 2023 das Ballett „Seide-Band-Bandoneon“ inszeniert. Dort wird die Geschichte Krefelds und des Bandoneons beginnend mit dem Aufstand der Krefelder Seidenweber 1828, aus deren Klasse Heinrich Band stammt, bis hin zur Verbreitung des Instruments in Argentinien und der Rolle im Tango künstlerisch verwoben:
https://theater-kr-mg.de/spielplan/bandoneon-projekt/
Eure Folge ist inhaltlich aber doch etwas ausführlicher, so dass ich beim Hören noch einiges neues gelernt habe.
Vielen Dank!
Toller Beitrag zum Bandoneon und dem Tango Argentino.
Zur Geschichte und dem Wiederaufblühen des Tangos ließe sich einiges sagen, so u.a. dass vom April bis Mai 1989 in Wien die Tangoshow „Tango Arghentino“ (no no!) hier im Raimundtheater im 6. Bezirk gastierte. Diese Show war weltweit unterwegs und weckte das Interesse am Tanz. Man vergesse nicht: damals dominiert vor allem der Standard-Tango, wie man ihn aus der Tanzschule kennt, und der hat fast gar nichts mit dem Tanz zu tun.
Ein unserer Tanzlehrer beim Elmayer namens Bierbach nahm bei dieser argentinischen Truppe damals Tanzunterricht, solange sie hier waren, und lehrte das dann beim Elmayer. ich nahm bei ihm und dann später in Heidelberg und San Francisco (in der gegend wohne ich noch heute) Tangounterricht. Seither ist TA wieder ganz stark weltweit zu finden, u.a. ist Deutschland ein sehr starkes Tangoland. Die vierteljährlich erscheinende Tango Danza ist das Fachmagazin dazu, das auch immer wieder über die Geschichte des Tangos und des Bandoneons berichtet.
Mit dem Interesse im Ausland ist der TA auch bei den jungen Argentinier*Innen wieder ins Gedächtnis gekommen, weil er da – wie ihr schon erwähnt – einfach nicht mehr wirklich im Land präsent war und nur mehr alte Leute den im Radio hörten. Mittlerweile gab es einen TA-Boom. Nicht nur das!
2001 erschien von der Schweizer-Französisch-Argentinischen Gruppe Gotan Project die CD „La Revancha del Tango“ die einschlug wie eine Bombe. Es war nämlich Tango mit elektronischer Musik kombiniert, die dann u.a. unter dem Namen Elektrotango bekannt wurde. Eine ganze Neuerfindung der Tangomusik folgte auch über die Tangogrenzen hinaus. Und diese Musik gab den Tangolehrern selbst die Inspiration, den Tanz selbst neu zu denken.
Übrigens finde ich den TA den komplexesten und interessantesten Paartanz. Ich komme aus der Volkstanzszene in Wien und war jahrelang Standard/Latin Tanzen beim Elmayer, aber TA finde ich am interessantesten. Auch ist er der einzige mir bekannte Paartanz, wo die Frau ab und zu die Kontrolle übernimmt und führt (normalerweise macht das ja der Mann). Aber in einigen Figuren kannst Du als Mann nichts machen, musst auf die Frau warten was sie tut, wie lange sie es tut und wann sie die Kontrolle wieder zurückgibt. In der Zwischenzeit kannst du als Mann sie nur scheinen und glänzen lassen.
Etwas Kurioses: in Finnland gibt’s den Finnischen Tango (kurz Finntango), einer eher geschlurfte Version des Tangos auf den 1930er Jahre Tango mit finnischer Tangomusik und Texten (aber auch u.a. mit deutschen Texten). Jedes Jahr treffen sich mehr als hunderttausend(!!!!) Tangobegeisterte in einem kleinen finnischen Kaff namens Seinäjoki zum Seinäjoki-Tango-Festival oder auch Tangomarkkinat genannt, wo jedes Jahr auch ein Tangokönig und eine Tangokönigin gewählt werden. Das sind Tangosänger*Innen, die in Finnland extrem populär sind.
ich war übrigens selbst mal im Tango-Mekka, Buenos Aires, wo es neben Milongas (Tangoveranstaltungen) auch natürlich Musikinstrumenten- und Notengeschäfte zuhauf gibt. Und an den argentinischen Hauswänden sind typischerweise drei „Nationalheilige“ als Wandmalerein abgebildet: Papst Franziskus, Maradona, und Carlos Gardel.
Noch etwas zur Aussprache: die Angeber in der Tangoszene sprechen das Spanisch aus, mit der Betonung auf dem o 😉
https://www.spanishdict.com/pronunciation/bandone%C3%B3n
Danke für den Hinweis auf den Finnischen Tango. 🕺🇫🇮🇫🇮Das habe ich in der Folge leider vermisst. Ansonsten top und super interessant. 😀
Die ganze Zeit hab ich auf den finnischen Tango gewartet – super, dass du das erwähnst. Finnische Tango Festivals gibt’s total oft in Finnland, war selbst schon dabei und das ist ein mega Gefühl!
Dass der Tango nicht alt ist, beweist allein schon die Art, wie er getanzt wird. Es war bis Anfang des 20. Jahrhunderts nicht üblich, mit so engem Körperkontakt zu tanzen – soweit ich weiß. 🙂
Sorry für den Offtopic-Kommentar, aber ich muss folgendes loswerden. Nach weit über einem Jahr Hören (nun bei Folge 373) habe ich erstmals eure Fotos gesehen. So unerwartet! Bei Richard wusste ich aus dem Podcast dass er etwa mein Alter hat, aber Daniel hatte ich immer als maximal Anfang Dreißig vor Augen. Hatte mich sogar schon gefragt wieso ihr gemeinsam studiert habt bei dem (imaginierten) Altersunterschied. Und dann sind beide gleich alt, so was…
Vielen Dank für diese wunderbare Folge! Ein Lob an Daniels Aussprache des argentinischen Spanisch! Schön dass ihr wieder einmal nach Südamerika „gesprungen“ seid. Könnte gerne öfter sein!
Schon seit Jahren bin ich ein treuer und begeisterter Zuhörer und warte nur darauf das ihr neben Wien und Berlin auch endlich einmal eine Bühnenshow hier in Buenos Aires macht. Ich wäre auf jeden Fall dabei!
Neben dem Fußball und dem Asado ist der Tango sicher ein Grundpfeiler der „Argentinidad“. Nur im Unterschied zu ersteren beiden, die auf jeder Wiese und in jedem Hinterhof ohne viel Aufwand praktiziert werden können, ist dem Bandoneonspielen durch die Knappheit der Instrumente, für viele der Zugang verwehrt. Das erinnert mich, dass ich auf einer Party einmal jemanden kennenlernte, der mir von einem Projekt erzählte, das mit einfachen Materialien und Verfahren wie 3D-Druck, kostengünstige Einsteiger-Bandoneons herstellen will, um sie so dem Nachwuchs zugänglich zu machen. Nur befürchte ich, dass solche Kulturprojekte schon längst der Kettensäge zum Opfer gefallen sind.
Den im Podcast erwähnten Tomi Lebrero traf ich tatsächlich im September 2024 in Carlsfeld beim alljährlichen Bandoneontreffen. Am 22. Juni 2025 wird er am Bandoneon mit seinem Gitarristen Tomi Mutio in Graz im Kulturverein AM GLACIS, Glacisstraße 61a/Hinterhof, 1. Stock zu hören sein. Ich selbst spiele das Instrument (Bandoneon) seit 1990, trotz inzwischen vorlorenem linken Zeigefinger 🙂
https://soundcloud.com/user-772334910-575041483/tracks
Josef Fürpaß
jfuerpass50@gmail.com
Finnischer Tango hat mal in den Neunzigern (wenn ich mich recht erinnere) einen Mini-Hype erlebt bei uns, angetrieben von Aki Kaurismäki und Tex Rubinowitz, der dann auch eine Compilation herausgebracht hat. Darauf unter anderem auch dieser Tango von M.A. Numminen: https://youtu.be/rx1FMGduFHQ?si=HQxKsWxrNQV8GWly
Irgendjemand hat damals auch die Urban Legend in die Welt gesetzt, dass jedes Jahr eine Tango-WM ausgetragen würde, an der nur Finnland und Argentinien teilnehmen, und Argentinien gewinnt immer.
Und das, obwohl der Tango doch in Wahrheit von finnischen Auswanderern nach Argentinien gebracht wurde. Erfunden wurde er, glaubt man Aki Kaurismäki, von finnischen Bauern, um die Wölfe zu erschrecken.