GAG474: Eine kleine Geschichte des Zeitreisens

Wir springen in dieser Folge wild in der Zeit herum, was nicht verwunderlich ist, denn wir sprechen über Zeitreisen. Eigentlich ein altes Konzept, ist jenes, mit dem wir heute am vertrautesten sind, eines, das erst im 19. Jahrhundert geboren wurde. Wir verdanken es einem Mann, der die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Einflüsse der Zeit zu einem Werk verarbeitet, das einflussreicher nicht hätte sein können – und damit nicht nur die Literatur, sondern auch die Art und Weise wie wir heute Vergangenheit und Zukunft diskutieren, maßgeblich beeinflusst.

Literatur

  • Carlo Rovelli. The Order of Time. Penguin UK, 2018.
  • James Gleick. Time Travel: A History. Knopf Doubleday Publishing Group, 2016.
  • Leofranc Holford-Strevens. The History of Time: A Very Short Introduction. OUP Oxford, 2005.
  • Shippey, Tom. „‘Science Fiction and the Idea of History’“. In Hard Reading: Learning from Science Fiction, 70–84. Liverpool University Press, 2016. https://www.jstor.org/stable/j.ctt1gn6c93.13.
  • Whitrow, G. J. „Reflections on the History of the Concept of Time“. In The Study of Time: Proceedings of the First Conference of the International Society for the Study of Time Oberwolfach (Black Forest) — West Germany, herausgegeben von J. T. Fraser, F. C. Haber, und G. H. Müller, 1–11. Berlin, Heidelberg: Springer, 1972. https://doi.org/10.1007/978-3-642-65387-2_1.

Erwähnte Folgen

Das Episodenbild zeigt einen Ausschnitt des Buchcovers „The Time Machine“ von H.G. Wells.

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19 Replies to “GAG474: Eine kleine Geschichte des Zeitreisens”

  1. Mithrandir

    Guten Morgen,
    ich muss direkt nach dem Hören auf ein Buch hinweisen, das das Thema Zeitreisen auf einer weiteren Ebene betrachtet.
    „Zeitpatrouille“ von Robert Silverberg (leider nur gebraucht zu erhalten.
    Es geht dort um Zeittourismus. In der Zukunft ist das Zeitreisen möglich und man kann Reisen zu besonderen Zeitpunkten der Geschichte buchen, z. B. Ausbruch des Vesuvs, Ermordung Cäsars.
    Das bringt eine Problematik zum Vorschein, die man ggf. gar nicht so auf dem Schirm hat. Erstens dürfen die Zeittouristen nicht auffallen, um eben die Geschichte nicht zu verändern, aber das zweite Problem scheint noch viel größer:
    Es werden immer mehr Menschen, die diesen Ereignissen beiwohnen. Man stelle sich vor, dass nach einer gewissen Zeit (in der Zukunft) schon hunderte oder gar tausende Menschen zur Kreuzigung Jesu gereist sind. Die kulminieren ja alle zu dem Zeitpunkt in der Vergangenheit. Sprich, anstatt weniger Jünger und Schaulustiger die zu seiner Zeit üblich waren bei einer „normalen“ Kreuzigung, steht plötzlich eine Riesenmenge von verkleideten Zeittouristen da und will dem Ereignis beiwohnen.
    Noch krasser wenn man an Jesu Geburt denkt. Plötzlich stehen da statt ein paar weniger Hirten hunderte als Hirten verkleidete Schaulustige da.
    Und natürlich wird es Unverbesserliche geben, die Menschen vor Ihrem Schicksal bewahren wollen. Z. B. Warnung an JFK, Abraham Lincolns die Bewohner Pompejis, usw.
    Und dadurch natürlich auch das Großvaterparadoxon erzeugen.
    Die Zeitpatrouille ist dazu da diese Dinge zu überwachen. Aber natürlich sind das auch wieder Menschen. Und man könnte sich ja auch in jemanden in der Vergangenheit verlieben und sich quasi eine Parallelwelt aufbauen. Tägliches Leben im Hier und Jetzt und ab und zu mal ein paar Tage zur Geliebten im antiken Griechenland. Merkt ja niemand, weil man kommt ja wieder kurz nach der Abreise zurück, nachdem man einen Monat in einer dekadenten Umgebung in Griechenland verbracht hat.
    Natürlich hätte das auch den Vorteil, dass man eben merkt, dass es vielleicht doch nicht so toll ist, wenn man keinen Leichtschalter, fließend Wasser und Klopapier hat. 😀
    Danke für Eure Geschichten

  2. Stephan

    Unglaublich gute Idee, einen solchen Hinweis zu schicken! Vielen Dank an Georg, dass er heute den Grundstein dafür gelegt hat, dass gestern diese Folge erschien.

  3. Hubert

    In der ganzen Folge kein einziger Hinweis auf Family Guy – es wird höchste Zeit, dass Stewie eine Zeitreise unternimmt und das berichtigt:)

  4. Anette

    Mal was ganz anderes! Tolle Idee und großartig realisiert 🎖️
    Für mich die (bisher) beste Zeitreisegeschichte:
    Der letzte Tag der Schöpfung von Wolfang Jeschke
    Ich habe es schon 3x gelesen. Werde es wieder lesen…

  5. Christian

    Habe diese wunderbare Folge sehr genossen. Hier sei nur ein kurzer Literaturtipp ergänzt, weil diese Geschichte meiner Meinung nach eine der geistreichsten und humorvollsten aller Zeitreisegeschichten ist – und außerdem eine Pflichtlektüre für Historiker: Aus den “Sterntagebüchern” des polnischen Großmeisters der klugen Science Fiction, Stanislaw Lem, die “Zwanzigste Reise”, in der sein Held Professor Ijon Tichy zum Direktor eines Programms zur Optimierung der Geschichte mittels Zeitreisen bestellt wird. Die Menschheit schämt sich ihrer gewalttätigen Historie so sehr, dass sie sie mittels gezielter Zeitreise-Interventionen schönen will. Es folgt eine unglaubliche Serie von Pleiten, Pech und Pannen mit einem höchst erstaunlichen Endergebnis… Absolut lesenswert.

    • Herbert S.

      genau an diese Geschichte habe ich auch gedacht, während ich die Folge gehört habe. Ist sie doch der Beweis, dass es offensichtlich bereits die Möglichkeit der Zeitreise gibt (oder gab? oder geben wird?). Jedenfalls können – wir wie im Höhlengleichnis von Platon die Schatten an der Wand – anhand von handelnden Personen der Geschichte erkennen, dass es Zeitreisen oder besser Chronotraktion, Chronomotion und Telechronie schon immer gab, gibt oder geben wird.
      Vielleicht sollten Richard und Daniel ab und zu bei ihren GAGs daran denken, dass es sich vielleicht bei der Episode um ein Überbleibsel des Projektes TEOPAGHIP (telechronische Optimalisierung der allgemeinen Geschichte durch einen Hyperputer) handelt

  6. Nicolas

    Time Machine, sehr schöne Verfilmung zu seiner Zeit mit Rod Taylor.
    Hawkings Experiment zur Nicht-Existenz von Zeitreisen hätte man noch erwähnen können: Er lud die Gäste erst nach seiner Geburtstagsparty ein. Leider kam keiner ;).

    Und natürlich Command & Conquer Alarmstufe 2 (in Verbindung mit „The Man in the High Castle“ als Alternativszenario): Einstein reist zurück und löst das „Problem Hitler“, allerdings ist das Ergebnis nicht wie gewünscht.

    Aber nehme an, die Liste ist unendlich.

  7. Maria

    Wer noch Lust auf eine weitere Variante des Zeitreisen-Themas hat , kann sich die norwegische Serie „Beforeigners“ anschuen. Der Titel ist ein Wortspiel aus before und foreigners.
    Plötzlich tauchen in Oslo und Umgebung, und später auch in anderen Teilen der Welt, Menschen aus anderen Epochen auf, aus der Steinzeit, dem Mittelalter und dem 19. Jahrhundert. Es sind so viele, dass ernsthafte Beherbergungs-und Integrationsprobleme entstehen, die die norwegische Gesellschaft stark beeinflussen. Parallelen zur Flüchtlingsproblematik sind unverkennbar. Die Serie ist mit viel Humor konzipiert, zeigt aber auch ziemlich heftige Gewaltszenen.
    Durch eine Anomalie im Raum-Zeit-Kontinuum und den Einfluss von König Olav (ein echter historischer norwegischer König von 1015 bis 1928, der den Wikingern das Christentum mit Gewalt übergeholfen hat und plötzlich wieder da ist), wäre um ein Haar eine christlich-fundamentalistische Diktatur entstanden, was aber zum Glück noch abgewendet werden kann.
    Es geschehen schlimme Dinge, auch Jack the Ripper läuft wieder herum.
    Wie bei allen Serien, wird es gegen Ende immer verschwurbelter, dass man nicht mehr durchblickt, aber es sind viele spaßige Einfälle dabei.

  8. Hans Ratzinger

    Wieder eine super Folge! Danke Richard! Auch in den deutschen Märchen gibt es eine Reihe von Geschichten die von Menschen erzählen, die in einen Tag bei Zwergen oder Feen verbrachten und danach feststellen mussten, dass daheim 100 Jahre vergangen waren.

    • Manfred Polak

      Die im Podcast erwähnte Geschichte von Rip Van Winkle basiert auch auf so einer deutschen Sage. Der Titelheld begegnet da beim Wandern in den Catskill Mountains im heutigen Staat New York in einer Schlucht einer Schar von altertümlich aussehenden geisterhaften Gestalten, die da Kegel spielen und Schnaps saufen. Rip Van Winkle muss für sie den Mundschenk spielen, säuft auch mit und fällt dadurch in tiefen Schlaf. Als er erwacht, sind 20 Jahre vergangen, und aus der britischen Kolonie New York ist ein Teil der USA geworden.

      Washington Irving, der Autor der Geschichte, lebte damals für 17 Jahre in Europa, einige Wochen oder Monate auch in Deutschland, allerdings erst, nachdem er „Rip Van Winkle“ geschrieben hatte. Er hatte aber schon zuvor deutsche und holländische Sagen und Märchen zur Inspiration seiner eigenen Geschichten gelesen (sein zweitbekanntestes Werk „The Legend of Sleepy Hollow“ ist von Gottfried August Bürgers Ballade „Der wilde Jäger“ und einer Rübezahlgeschichte inspiriert).

      Als direkter Vorläufer von „Rip Van Winkle“ gilt die Volkssage „Der Ziegenhirt“, die von einem Johann Karl Christoph Nachtigal 1800 in seinem Sammelband „Volkssagen“ veröffentlicht wurde. Hier sind es zwölf Ritter, die im Kyffhäuser kegeln und saufen, und auch der Ziegenhirt Peter Klaus verschläft hier am Ende 20 Jahre.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Ziegenhirt

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