GAG457: Die Ermordung des Burgunderherzogs
Im September 1419 lässt der französische Thronfolger, der spätere Karl VII., den Burgunderherzog Johann Ohnefurcht ermorden. Es war der Höhepunkt des Bürgerkriegs der Armagnacs und Bourguignons, der Frankreich an den Rand einer Niederlage mitten im Hundertjährigen Krieg gegen England führte. Heinrich V. wähnte sich bereits am Ziel. Er sollte das Erbe des regierungsunfähigen, französischen Königs antreten.
Wir sprechen in der Folge über das „burgundische Jahrhundert“ und den Aufstieg und Fall des Burgunderreichs. Ein Herzogtum, das unter vier Herzögen, vielen Intrigen, Morden und Kriegen zu einem wichtigen europäischen Machtfaktor wird – und innerhalb kürzester Zeit wieder zerfällt.
Literatur
- Bart van Loo: Burgund, das verschwundene Reich. Eine Geschichte von 1111 Jahren und einem Tag
Erwähnte Folgen
- GAG447: Christina, Hans und Heinrich oder Wie ein Gemälde entsteht – https://gadg.fm/447
- GAG430: Gefangene und Königin – Johanna I. von Kastilien – https://gadg.fm/430
- GAG296: Jeanne la Flamme und der bretonische Erbfolgekrieg – https://gadg.fm/296
- GAG266: Die Schlacht von Azincourt – https://gadg.fm/226
- GAG104: Crécy – Chronik eines Versagens – https://gadg.fm/104
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Hallo aus Frankreich!
Wie oft eine exzellente geschichtsträchtige Geschichte! Und die kurze Zusammenfassung war mehrere Bücher wert!
Zwei Anmerkungen vielleicht
1) Das gu aus „Bourguignon“ wird wie das g aus Burgund ausgesprochen.
2) es hätte darauf hingewiesen können, das die „Etats bourguignons“, auch „staatlich“ sehr heterogen waren:
– das Herzogtum von Bourgogne war eine Apanage des französischen Königreiches
– die Franche-Comté (die burgundische Pfalzgrafschaft) und Flandern „gehörten“ maßgeblich dem HRR
Diese doppelte Natur erlaubte dem Haus Burgund das beschriebene Spiel zwischen „Frankreich“ und dem HRR
Herzliche Grüße
Vianney Hennes
Die Geschichte von den wilden Männern bei dem Ball verarbeitete Edgar Allan Poe in seiner lesenswerten Erzählung „Hopp-Frosch“.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hopp-Frosch
Interessante Folge, aber ihr stellt verstärkt auf Ereignisgeschichte ab. Etwas mehr Einbettung in die Zeit, das Verständnis, die Motivation fände ich sinnvoller.
Freundliche Grüße
Kai-Uwe
Heutzutage wird der Begriff Burgunder nicht mehr für eine Bevölkerungsgruppe, sondern für einen Lebensstil verwendet. Burgundisch ist ein Lebensstil, bei dem „Genuss“ im Mittelpunkt steht. Damit verbunden ist vor allem schmackhaftes, reichhaltiges und raffiniertes Essen. Auch gut feiern können gehört dazu. Der Begriff bezieht sich auf das 15. Jahrhundert, in dem die französische Königsfamilie und die Herzöge von Burgund ihre Macht auf die Niederlande ausdehnten.
Moin!
Wieder ein gewohnt informativer Beitrag. Ich muss nur den marginalen Tadel aussprechen, dass meine bayerische Heimat Bayern [1] mit keinem Wort erwähnt wurde. Dabei kamen zwei wichtige Frauen in dieser Geschichte von dort.
Die mehrfach erwähnte Königin Isabeau, Frau von Karl VI. und Mutter von Karl VII., war eine Prinzessin aus dem Haus Wittelsbach. In Frankreich nennt man sie deshalb Isabeau de Bavière, eigentlich hieß sie Elisabeth.
Aber auch die Frau des ermordeten Herzogs Johann Ohnefurcht und Mutter seines Nachfolgers Philipp des Guten, die weniger bekannte Margarete von Bayern, war eine Wittelsbacherin. Sie besuchte ihre etwas jüngere entfernte Verwandte Isabeau regelmäßig in Paris.
Noch eine dritte Wittelsbacherin war in die burgundischen Angelegenheiten des 15. Jahrhunderts verstrickt, eine gewisse Jakobäa (niederländisch Jacoba, franz. Jacqueline). Sie stammte wie ihre Tante Margarete aus dem wittelsbachischen Zweig Straubing-Holland, der Besitzungen im Hennegau (im heutigen Belgien und Nordfrankreich) und in Holland und Zeeland hatte. Jakobäa war also nicht durch Heirat, sondern durch Geburt dort engagiert. Aber sie musste ihre Gebiete letztlich an ihren Cousin Philipp den Guten abtreten, was zu dessen Konsolidierung des burgundischen Staatsgebiets (und damit indirekt zur späteren Herrschaft der Habsburger dort) beitrug.
[1] Ja, das war eine kleine Reverenz an den jüngst verstorbenen Fredl Fesl.
Ich möchte euch gerne loben. Habe euren Podcast erst vor ein paar Wochen von meiner Freundin empfohlen bekommen. Das ist sehr toll, weil das heißt, ich habe noch ganz viele Folgen anzuhören. Ihr helft mir nun fast jeden Abend beim Einschlafen (wenn es eine neue Folge von „AstroGeo“ oder „Das Universum“ gibt, übernehmen eure Kollegen das auch mal). Am nächsten Tag höre ich dann die Folge zu Ende und bin jedes Mal begeistert. Ihr erzählt beide so gut und interessant. Ich kann nur die Folgen über Krieg nicht hören, aber finde dann auch andere Geschichten interessant von denen ich das nicht im geringsten erwartet hätte. Ich danke euch, dass ihr immer sagt wie sicher die jeweiligen historischen Erkenntnisse sind, also dass ihr faktenbasiert und wissenschaftlich arbeitet. Und trotzdem lässt ihr die lustigen/spannenden Anekdoten, Gerüchte und Spekulationen nicht aus. Macht weiter so! Ihr habt jetzt einen Fan mehr. 🙂
Wie es der Zufall will, sitze ich gerade an einer Hausarbeit zu Isabeau de Baviere und ihrer Beteiligung (wenn man es denn so nennen kann) am Vertrag von Troyes und es ist mittlerweile so, dass man davon ausgeht, dass sie ihren Sohn, den späteren Karl VII. nicht für illegitim erklärt hat (er wird im Vertragstext als „sogenannter Dauphin“ bezeichnet, was die ältere Forschung so interpretiert hat, dass für illegitim erklärt wird, aber die Formulierung mit dem „sogenannt“ ist wohl eine standardmäßige abwertende Phrase und hat nichts mit der tatsächlichen Legitimität zu tun). Auch was das Verhältnis mit Ludwig von Orleans angeht, ist man heutzutage eher skeptisch, auch, weil Isabeau von der Nachwelt eher schlecht behandelt wurde, allen voran der berühmt-berüchtigte Marquis de Sade, dessen Werk über sie das Bild von ihr enorm prägte.
Man hätte außerdem bei ihr noch einen Verweis auf eine andere Folge setzen können, nämlich auf Episode 98: Über Schoßhunde und gierige Affen, da erwähnt ihr Isabeaus Haustiere. Hat aber zugegebenermaßen nicht so viel mit dem Thema Burgund zu tun. Wie immer war das aber eine super informative Episode und da ich mich in meiner Hausarbeit gezwungenermaßen auch mit den Wirrungen des Bürgerkriegs auseinandersetzen muss, kann ich nur meinen Hut vor allen Personen ziehen, die das freiwillig tun, denn es gibt echt leichtere Themen
Ahoi!
Wieder einmal eine großartige Folge!
Die Literaturempfehlung kommt genau richtig. Sie ist das perfekte Geburtstagsgeschenk für meine geschichtsinteressierte, frankophile Schwiegermutter. Genau im richtigen Moment gehört!
Weiter so!