GAG440: Eine Giraffe für den König
Im Oktober 1827 wurde die osmanisch-ägyptische Flotte bei Navarino vor der Südwestküste der Peloponnes von britischen, französischen und russischen Segelschiffen vernichtend geschlagen. Kurz zuvor gelang es den Osmanen unter Sultan Mahmud II. mit Hilfe ägyptischer Soldaten die griechische Revolution niederzuschlagen. Unmittelbar vor dem Auslaufen der Flotte erreichte den französischen König, Karl X., aber ein sensationelles Geschenk des ägyptischen Gouverneurs: eine Giraffe.
Eine Folge über Giraffendiplomatie und jede Menge Fragen: Wie kommt eine Giraffe von Ägypten nach Frankreich? Wo kommt sie unter? Was frisst so eine Giraffe und wer kommt für die immensen Kosten auf?
Literatur
- Michael Allin: Zarafa. Die außergewöhnliche Reise einer Giraffe aus dem tiefsten Afrika ins Herz von Paris.
Erwähnte Folgen
- GAG204: Obaysch – das viktorianische Nilpferd https://gadg.fm/204
- GAG218: Die Pazzi-Verschwörung und der Aufstieg der Medici https://gadg.fm/218
- GAG417: Auf der Suche nach den Quellen des Nils https://gadg.fm/417
- GAG428: Der Fälscher Konstantinos Simonides https://gadg.fm/428
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Vielen Dank für die schöne Geschichte über Zaraffa. War sehr lustig (was sonst ja nicht so oft vorkommt in der Geschichte 😞). Dieser Kommentar von mir steht stvtrd. für die vielen nicht geschriebenen positiven Kommentare – ich liebe alle eure GAG 💖
Verblüffenderweise schafft Ihr es in der ganzen Sendung nicht, das Geschlecht des Tieres und seiner beiden Leidensgenossen zu erwähnen. Laut Wikipedia war Zarafa ein Weibchen, über die beiden anderen wird in dieser Hinsicht nichts erwähnt. Abgebildet ist aber ein Gemälde des englischen Exemplars, dem man auf den ersten Blick keine Krankheitsanzeichen an den Beinen ansieht (es steht jedenfalls ganz regelgerecht) – ganz im Gegensatz zu der in La Rochelle aufgebauten präparierten Zarafa, deren Handwurzelgelenk eine deutliche Durchbiegung in die falsche Richtung aufweist.
Grausig, was Menschen von früh an nicht nur untereinander, sondern auch Tieren antaten.
Die Geschichte der Zarafa erinnert mich an ein in Frankreich entwickeltes Gummispielzeug, die Sophie:
https://de.frwiki.wiki/wiki/Sophie_la_girafe
Vielleicht, wer weiß, hat dieses Ding mit der Erinnerung an die Geschichte des bedauernswerten lebenden Geschenkes zu tun. Ich habe allerdings keine Hinweis auf einen Zusammenhang finden können.
Witzig wäre es auch wenn ihr eine Folge über den Elefanten machen würdet, den Karl der Große geschenkt bekommen hat. Daran musste ich nämlich die ganze Zeit denken 😀
Ah ja, Giraffen. Wusstet ihr eigentlich, dass das Fell der Giraffe „is so variously marked by all kinds of colors, that man tries in vain to imitate its natural beauty by art. Nor does she appear to be ignorant of her proper beauty, for indeed, when she sees men standing around her, she turns and inverts herself from every side, so as to turn herself to the admiration of all.“ (Thomas of Cantimpré [circa 1200-1272 CE], Übersetzung und Stelle von https://bestiary.ca/beasts/beastsource4722.htm). Auf der gleichen Seite findet man auch unter https://bestiary.ca/beasts/beastgallery4722.htm eine Bildergallerie von mittelalterlichen Darstellungen von „Giraffen“.
Die Seite ist allgemein ein wundervoller Fundort, wenn man sich für Abbildungen und Beschreibungen von Tieren aus mittelalterlichen Bestiarien interessiert. Es wird auch immer eine Verlinkung zum Originalmanuskript angegeben, sodass man auch den Kontext nachlesen kann. Nur die Handhabung ist ein wenig, ähm, altmodisch.
Eine kleine Anmerkung zu den Giraffen, die im alten Rom gegen Löwen im Kolosseum antreten mussten. Giraffen können Löwen durchaus gefährlich werden.
In freier Wildbahn werden Giraffen von Löwen bzw meist von Löwinnen gejagt, diese tun dies aber nur, wenn sie keine andere Beute finden, da die Giraffenjagd für einen Löwen sehr schnell tödlich enden kann. Die Löwen jagen den Giraffen hinterher und versuchen mit einem gezielten Sprung sich am Oberschenkel der Giraffe festzubeißen. Schaffen sie dies nicht im richtigen Winkel oder tritt die Giraffe rechtzeitig nach hinten aus, so wird der Löwe von dem Huf so stark am Kopf getroffen, dass dies oft für den Löwen tödlich endet.
Ich weiß nicht, wie sich das Ganze in der Arena verhält, aber vielleicht könnte das durchaus ein spannendes Spektakel gewesen sein.
Wieder einmal eine tolle Geschichte, danke!
Heute würde das vielleicht sehr unspektakuläre so ablaufen…
https://www.instagram.com/reel/C2xhx40Pm6f/?igsh=MWE5bTNjcWxwYmh1OA==
Was sich die Giraffe wohl denkt?
„Wow! Ich bin im stehen schneler als andere im rennen!“ ?
Noch ein kleiner Funfact zu Navarino: Wer heute die Stadt auf der Karte sucht wird sie nicht finden. Man findet einzig die Bucht von Navarino. Die Stadt heisst heute (wie in der Antike) Pylos. Die Bucht von Navarino ist ein Naturhafen welche vor einer vorgelagerten Insel (Sphakteria) geschützt wird. Diese Insel war im Peloponnesischen Krieg Schauplatz des Siegs der Athener über Sparta.
Der Name Navarino kommt wohl aus der Zeit der Kreuzzüge und wurde von den Osmanen übernommen. Nach dem Ende der Griechischen Revolution wollte die Stadt mit dem Namen auch etwas osmanische Vergangenheit loswerden. Die Bucht vor Pylos heisst aber aufgrund der geschichtsträchtigen Schlacht heute noch „Bucht von Navarino“.
Die Stadt ist immer eine Reise wert. Im nahen Umfeld der Stadt befinden sich viele Fundorte und Städte aus der mykenischen Zeit. Auch die nahe Bucht Voidokilia (das sogenannte „Omega“) ist sehenswert.
„Die Bucht von Navarino ist ein Naturhafen welche vor einer vorgelagerten Insel (Sphakteria) geschützt wird. Diese Insel war im Peloponnesischen Krieg Schauplatz des Siegs der Athener über Sparta.“
Datiert wird der Peloponnesische Krieg auf 431 – 404 vor unserer Zeitrechnung. Erzählt wird von zwei Kriegsphasen: Die erste Kriegsphase lief von 431 – 421 vor unserer Zeitrechnung. Im Jahr 421 vor unserer Zeitrechnung wurde der Nikiasfrieden unter Federführung des Königs Pleistoanax aus dem Haus der Agiaden mit Athen geschlossen.
Im Jahr 404 vor unserer Zeitrechnung gewann Sparta den Peloponnesischen Krieg (gegen Athen). Im Anschluss wollte König Pausanias aus dem Haus der Agiaden die aggressive Politik Spartas bändigen ->
https://www.mythologie-antike.com/t1463-konig-pausanias-herrscher-von-sparta-agiade
Ist Marge Simpsons Frisur auch „à la Girafe“?
Eine sehr spannende und auch lustige Geschichte 🙂
Auch heute gibt es wohl noch Bestrebungen exotische Tiere aus politischen Gründen an europäische Länder zu verschenken. Siehe hier das Ansinnen Botswanas Deutschland 20.000 Elefanten zu schenken: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/streit-uber-artenschutz-botswana-will-dass-deutschland-20000-elefanten-aufnimmt-11452157.html
Late to the game aber die Geschichte ist auch hier https://www.youtube.com/watch?v=aMPGfEy5PGU bei Artes Karambolage illustriert erzählt