GAG434: Ein willkommener Mörder
In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 2003 kommt es im Kunsthistorischen Museum in Wien zu einem spektakulären Kunstdiebstahl. Ein Einbrecher dringt über ein Baugerüst in das Gebäude ein, zerschlägt eine Vitrine und flieht mit einem goldenen Salzfass, der Saliera, als Beute. Die Saliera ist aber nicht irgendein Salzfass, es ist die einzig erhaltene Goldschmiedearbeit des Renaissancekünstlers Benvenuto Cellini, mit einem Wert von über 50 Millionen Euro.
Wir sprechen in der Folge über die Saliera, was sie so besonders macht und über das Leben von Cellini, der nicht nur Goldschmied und Bildhauer war, sondern auch dreifacher Mörder und der als gewalttätiger Unruhestifter mehrfach vor Gericht stand.
Literatur
Uwe Neumahr: Die exzentrische Lebensgeschichte des Künstlers und Verbrechers Benvenuto Cellini, 2021
Rainer Paulus, Sabine Haag: Cellinis Saliera. Die Biographie eines Kunstwerkes. Schriften des Kunsthistorischen Museums, Band 19, 2018
AUS UNSERER WERBUNG
Du möchtest mehr über unsere Werbepartner erfahren? Hier findest du alle Infos & Rabatte!
Wir haben auch ein Buch geschrieben: Wer es erwerben will, es ist überall im Handel, aber auch direkt über den Verlag zu erwerben: https://www.piper.de/buecher/geschichten-aus-der-geschichte-isbn-978-3-492-06363-0
Wer unsere Folgen lieber ohne Werbung anhören will, kann das über eine kleine Unterstützung auf Steady oder ein Abo des GeschichteFM-Plus Kanals auf Apple Podcasts tun.
Wir freuen uns, wenn ihr den Podcast bei Apple Podcasts oder grundsätzlich wo immer dies möglich ist rezensiert oder bewertet.
Wir freuen uns auch immer, wenn ihr euren Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen oder sogar Nachbarinnen und Nachbarn von uns erzählt!
Die Geschichte über Cellini war einfach stark. Als ich den Titel sah, fand ich das schon interessant. Mal schauen wer das war. Als ihr aber die Statue mit der geköpften Medusa erwähntet, war ich baff. Das ist die Statue in Florenz, vor der ich wohl die meiste Zeit verbrachte. Die finde ich toll. Jetzt zu wissen was für ein unangenehmer Mensch er war, erklärt einiges wieso die Szene dort so dargestellt wird wie sie es wird. Vielen Dank für die spannende Folge!
Eine sehr schöne Folge lieber Daniel,
mir sind zwei kleine Fehler aufgefallen: Der Louvre ist tatsächlich erst 1793 zum Museum geworden, das lag aber einfach daran, dass dieser davor neben dem angrenzenden Tuilerienpalast (der wurde in der Pariser Kommune abgebrannt) der Königspalast der Stadt war, der aber schon vorher Museumscharakter hatte, v.a. mit der großen Galerie , dem Flügel, in dem heute die großen Historienwerke und die alten Meister samt der Mona Lisa hängen. Erst als Louis XVI. einen Kopf kürzer war, konnte man das zu Staatseigentum machen. Napoleon hat allerdings noch nichts damit zu tun, der war 1793 nur ein einfacher Artilleriegeneral der franz. Revolutionsarmee. Er hat aber die Sammlung des Louvre durch Kunstraub und -ankauf bedeutend erweitert.
Und zwei kleine Aussprachesachen:
Michelangelo wird Mickelandschelo ausgesprochen, das h hinter dem c dient wie immer im Italienischen dazu, die harte Aussprache des c anzuzeigen. Ansonsten wäre es Mischelangelo.
Und die Piazza della Signoria in Florenz hat ihre Betonung auf der Silbe ri.
Toll, dass ihr etwas über Cellini gemacht habt, das ist wirklich eine tolle Geschichte und ich bin immer ein Fan von Leben von Menschen, die so abenteuerlich sind, dass es in einem Roman schon viel zu viel wäre.
Noch zur Cellini-Rezeption: Es gibt übrigens wie auch bei Gesualdo eine Oper über Cellinis Leben und zwar von niemand Geringerem als Héctor Berlioz, dem wichtigsten französischen Romantiker (Uraufgeführt 1838 an der Pariser Opéra). Das ist ein ganz spannendes Stück, weil es eine eigentlich eine komische Oper ist, die zum römischen Karneval spielt und die dann in der Mitte des Stücks ganz radikal ihren Ton ändert, als nämlich Cellini auf einem Maskenball einen seiner Konkurrenten niedersticht. In der Oper wird Cellini nur deswegen vom Papst begnadigt, weil er es schafft seine Perseus-Statue quasi über Nacht fertigzustellen. Weil am Ende das Metall nicht reicht, muss Cellini aber seine ganzen anderen Werke einschmelzen. Die Oper geht also sehr frei mit Cellinis Leben um, aber die Faszination der Künstlerfigur kommt trotzdem heraus.
Tolle Folge! Bin hierher gekommen, um auf die Oper hinzuweisen, dies hat aber bereits Morten gemacht.
Dann möchte ich wenigstens noch hinzufügen, dass es vor ein paar Jahren eine Inszenierung dieser Oper von Terry Gilliam gab. Diese durfte ich erleben, es war ein echt sehens- und natürlich auch hörenswertes Spektakel. Hier ein Link zu einer Besprechung: https://bachtrack.com/de_DE/review-benvenuto-cellini-gilliam-osborn-dutch-national-amsterdam-may-2015
Danke für die unterhaltsame und interessante Folge!
Weil Richard nach dem Kriminalfall fragte: dazu gibt’s natürlich mindestens eine Folge eines True Crime Podcasts 😉 ich hatte den Fall bei „Wiener Blut“ von der Podcast Posse gehört, sehr sympathische Leute die gerade leider eine laaange Pause machen. Die Saliera ist dort Folge Nr 4.
S’il te plait: Fontainebl ooooooooooooooooooo pas Fontainb löööööööööö.
Der Rest war sehr schön 🙂
Super Folge, als Kunstgeschichtler immer toll zu hören. Ich erinnere mich noch als ich zu Zeiten meines Studiums auf Cellini gekommen bin. Seine Autobiographie hat mich damals schon sehr amüsiert, und es werden darin auch Themen angesprochen, die heute wieder Bedeutung bekommen. Man sieht wir haben uns als Menschen nicht viel verändert. Zu der Zeit kam auch die Assassins Creed Reihe mit Ezio Auditore in die Gänge, das damals eigentlich noch recht viel Werbung mit historischen Ereignissen (natürlich verändert um in die Story zu passen), Gebäuden und Personen gemacht hat. Das Intro startet im Jahr 1492 mit einer schönen Fahrt über Florenz. Prominent zu sehen der Perseus mit dem Haupt der Medusa. Was hab ich mich über diesen Anachroniamus geärgert…
Ebenfalls vielen Dank für diese interessante Folge!
Übrigens: Das Instrument welches von den Schalmeienzügen an Fasching gespielt wird heisst eigentlich Martinstrompete. Das Instrument klingt lediglich entfernt ähnlich wie der Renaissance-Vorläufer der Oboe. Die „echte“ Schalmei hört man neute noch oft bei Mittelalter-Bands wie z.B. Corvus Corax.
Übrigens II: An der Piazza della Signoria in Florenz steht zwar heute neben dem Eingang zum Palazzo Vecchio eine David-Statue. Es ist jedoch eine (meiner Meinung nach nicht so gelungene) Kopie. Das Original von Michelangelos Davids steht in der Galerie der Accademia.
Und wenn wir schon beim klugscheißen sind:
Es heißt Martintrompete ohne s.
Heißt ja auch Martinhorn
😀
für fortgeschrittenes Klugscheißen empfehle ich den Wikipedia-Artikel zum Fugenlaut:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fugenlaut?wprov=sfla1
in Österreich und Schweiz eher selten, ist das Fugen-S in unzähligen Wörtern in Deutschland die übliche und oft auch einzige (Duden) Form. Am Martinshorn führt höchstens noch ein Bindestrich vorbei: Martin-Horn … aber das klingt für mich eher nach einer E-Mail-Adresse als nach einem Folgetonhorn 😂
Über welche folge redet ihr bei 08:38
Folge 430: https://www.geschichte.fm/archiv/gag430/
Lieber Daniel, lieber Richard,
wie immer: spannend erzählt. Danke SEHR für Euren grossartigen Podcast!! Bitte weiter so. – Die nicht immer ganz exakte Aussprache einiger Namen ist ein running gag. Es würde mir ohne diese direkt etwas fehlen.
Ich komme leider erst jetzt dazu, alle Folgen seit Sept. 2023 nachzuhören. Daher hier an Mnyromyr:
Mnyromyr hat zur Folge GAG 419 am 14. Okt. eine Frage gestellt, die ich nun versucht habe, dort zu beantworten. Falls es noch interessiert.
Viele Grüsse an Euch und alle Hörer.
Klingt für mich nach einem lehrbuchmäßigen Fall von psychopathischer Persönlichkeitsstörung… gar nicht so selten unter den großen Genies der Menschheit. Und wie so oft, entscheiden Bildung und Be(s)tätigungsmöglichkeiten darüber, wie solch ein Charakter sich entwickelt… womit wir eine hübsche Querverbindung zum Schinderhannes hätten… 😁
Wie immer eine tolle Geschichte!
Zur „Trilogie der mordenden Künstler“ ™:
Vergesst nicht eure Folge 409 „Pferdefotos und ein Mord“ über Eadward Muybridge! Daniel hat das Triple / Hattrick / Trilogie also eigentlich schon voll. 🙂
Aber da ich euch weiterhin (auch) gerne über mordende Künstler erzählen höre, könnt ihr die Trilogien ja einfach in Epochen unterteilen: Trilogie der mordenden Renaissance-Künstler (da wäre dann ja noch ein Platz frei), Das viktorianische Triple der mordenden Künstler, Die drei mordenden Künstler der Antike… 😀
Die Schalmei des 16. Jahrhunderts hat nichts mit der sogenannten Schalmei der Karnevalsveranstaltungen zu tun! Was am Fasching gespielt wird, ist eine Martinstrompete, eine Erfindung der Neuzeit: https://de.wikipedia.org/wiki/Martinstrompete. Hier wird eine (einzelne) Metallzunge in Schwingung gebracht.
Die echte Schalmei https://de.wikipedia.org/wiki/Schalmei ist ein Holzinstrument mit einem Doppelrohrblatt, das – wie bei Oboe oder Fagott – direkt in den Mund genommen wird (also keine Windkapsel darüber hat, wie es bei den Cornamusen und Krummhörnern der Fall ist).
Ich möchte der Wikipedia auch in dem Punkt widersprechen, dass sich der Klang der Martinstrompete und der Schalmei ähneln: Die Schalmei hat einen vollen, runden Ton. Die Gemeinsamkeit, die ich ihnen zugestehen würde: Ich würde beide Instrumente als „Draußen-Instrumente“ bezeichnen. Durch den Schalltrichter entwickeln Schalmeien (wie auch die bretonische Bombarde, quasi eine „Sopran-Schalmei“) ganz erhebliche Lautstärke. Mit meiner Schalmei spiele ich recht entspannt ein bis zwei große schottische Dudelsäcke an die Wand 🙂
Eh eine klasse Folge…
Eine Gedenkstatue befindet sich am Dresdner Johanneum:
https://commons.m.wikimedia.org/wiki/Category:Skulptur_Benvenuto_Cellini_(Johanneum_Dresden)
Der Grund dafür ist nicht bekannt – hat jemand einen Hinweis dazu?
Da bin ich als Kunstschaffender, ja ein ganz harmloser Zeitgenosse.