GAG428: Der Fälscher Konstantinos Simonides

Wir sprechen in dieser Folge über antike Bibelhandschriften und einen Fälscher: Konstantinos Simonides. Der Grieche war nicht irgendein Fälscher, er gilt als der größte Schriftenfälscher der Moderne. Wahrscheinlich hat im 19. Jahrhundert niemand sonst mehr Antikenfälschungen in Umlauf gebracht. Und auf seiner Tour durch Europa ist er 1855 in Leipzig auf einen Mann gestoßen, der ihn am Ende zu Fall brachte: Konstantin Tischendorf.

Literatur

  • Rüdiger Schaper: Die Odyssee des Fälschers. Die abenteuerliche Geschichte des Konstantin Simonides, der Europa zum Narren hielt und nebenbei die Antike erfand, 2011.
  • Die getäuschte Wissenschaft: Ein Genie betrügt Europa – Konstantinos Simonides, herausgegeben von Andreas E. Müller, Lilia Diamantopoulou, Christian Gastgeber, Athanasia Katsiakiori-Rankl.

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17 Replies to “GAG428: Der Fälscher Konstantinos Simonides”

  1. Thomas R

    War Konstantinos Simonides mit Aristoteles verwandt? Wenn er 88 Generationen sagt rechnet er mit einer Generationenfolge von durchschnittlich 25 Jahren. Laut Wikipedia hatte Aristoteles eine Tochter und möglicherweise einen Sohn. Karl der Große hatte 18 Kinder (+X) und damit ist ziemlich jeder Europäer mit ihm verwandt. Würde man annehmen, dass es keine Ehen von Verwandten gäbe sind die Zahlen immens. Nach 10 Generationen sind es über 1000 Vorfahren. Nach 20 über eine Million. Nach 30 über eine Milliarde,… (in echt gabs aber immer Elternschaften zwischen Verwandten).

  2. Momo+Ende

    Gute Folge. Sehr spannend.
    Aber das kann doch nicht euer Ernst sein?! Ich möchte auch wissen, wie man die Menschen bzw deren Jobs nennt, die Quellen suchen und prüfen. Ich hatte so sehr gehofft, dass ihr das im Outtake sagt.

    Ich bitte dringend um eine Antwort, sonst kann ich wahrscheinlich nicht schlafen.

  3. Michael

    Super Folge mal wieder! Ihr schließt wirklich immer wunderbar meine Halbwissenslücken. Ich hatte den Namen von Tischendorf schon mal gehört und hätte ihn vielleicht zeitlich auch grob einordnen können, aber mehr dann auch nicht.

    Merci

  4. Niklas

    Wirklich tolle Folge und sehr spannend erzählt!

    Im Nachgang habe ich ein wenig in der Wikipedia gelesen. Es ist erstaunlich wie unterschiedlich die Darstellung des Funds des Codex auf den englischen und den deutschen WP-Seiten ausfallen.
    Während die englische Tischendorf-Seite erwähnt er hätte den Codex 1844 in einen Korb gefunden und vor dem Feuer bewahrt, wird dies auf der deutschen Codex-Seite nur so dargestellt, als ‚er durfte die Seiten nach Leipzig mitnehmen‘. Auch Simonides wird nur in der englischen WP direkt auf der Codex-Seite erwähnt.
    Auf den deutschen WP-Diskussionsseiten ließt man dann, dass die deutschen WP-Seiten schon vor vielen Jahren von jedem Verdacht einer Verleumdung Tischendorfs befreit wurden(?). Teilweise auch von heute lebenden Nachkommen Tischendorfs (falls sie in der Diskussion die Wahrheit sagten). Im Englischen gibt es das Konzept von ‚family bias‘, was man im deutschen nicht so oft hört(‚Familienvoreingenommenheit‘).
    Die englische WP stützt sich auf „When were our Gospels written?“ von 1866 (144 Seiten) und die deutsche WP auf „Wann wurden unsere Evangelien verfasst“ von 1865 (78 Seiten).
    Dank Archiv.org sind beide Versionen digitalisiert und sogar durchsuchbar online verfügbar!
    Die kurze deutsche Version spart die Entdeckung völlig aus(!), während die längere englische Version den Fund im Korb, gedacht fürs Feuer, detailliert beschreibt. Im Vorwort des Übersetzers der englischen Version findet sich auch der Hinweiß, dass deutsche Version als wissenschaftliches Pamphlet gedacht war und im technischen Stiel geschrieben ist, was sich vor allem an andere Gelehrte richtet. Daher hätte Tischendorf selbst an einer ‚populären Version‘ für die englische Ausgabe gearbeitet und diese beschreibt eben den doch relativ fragwürdigen Fund im Korb bestimmt für das Feuer.
    Auch berichtet die englische Ausgabe man habe den Codex 1859 als Leihgabe erhalten, um eine Faksimile-Kopie zu erstellen und sie dem Zaren im original zu präsentieren. Man holte dafür extra noch eine Erlaubnis vom Erzbischof in Konstantinopel ein. Das ließt ich nicht nach Verkauf oder nach Schenkung am Russland. Auch der Fakt das man 1859 extra eine Erlaubnis in Konstantinopel einholen musste, um sich die Bibel zu auszuleihen, macht die Korbgeschichte von 1844 zumindest etwas fragwürdig.

  5. Peter Tarras

    Lieber Richard, lieber Daniel,

    eine tolle Folge, die ich mit sehr viel Interesse gehört habe. Aus der Einbettung der „Simonides-Affäre“ in den zeitgeschichtlichen Kontext habe ich viel gelernt. Auch für die Literaturhinweise bin ich sehr dankbar!

    Tischendorf und seine Entdeckung des Codex Sinaiticus sind hier eine weitere spannende Nebenhandlung, aus der sich sicherlich eine eigene Folge machen ließe.

    Der Hinweis darauf, dass die Handschrift heute über mehrere Sammlungen verteilt ist, ist nicht ganz unbedeutend: Im 19. Jahrhundert wurden Handschriften in bis dato ungekanntem Maße zum Gegenstand machtpolitischer Interessen und der Begehrlichkeiten europäischer Forscher. Der Codex Sinaiticus ist dabei nicht die einzige Handschrift, die aus dem St. Katharinenkloster entwendet und dann zerteilt wurde, er hat nur durch seine Berühmtheit das Schicksal von hunderten weiterer Fragmente überschattet, die das Kloster (meist auf unrechtmäßigen Wegen) im 19. Jh. verlassen haben. Hier wurde das Kulturgut dieser Institution in einer Weise nachhaltig geschädigt (einige Handschriften gingen dann in Europa verloren oder wurden zerstört), die bis heute nicht zusammenhängend aufgearbeitet ist. Schaut doch bei Interesse auf die Seite des Projekts, das ich dieses Jahr dazu gestartet habe: https://medisi.hypotheses.org/.

    Herzliche Grüße,
    Peter Tarras

  6. Robert Radke

    Hallo,

    eine kurze Geschichte zu Fehlern in der Wikipedia. Alles in diesem Lexikon soll ja belegt werden und deshalb kam es auch einigen Wikipedia Autoren sehr schnell komisch vor als Thedor Freiherr zu Guttenberg einen weiteren Vornamen (Wilhelm) bekam. Bald wurde dieser wegen fehlender Quellenangabe gelöscht. Kurz daruf gab es aber eine Quelle und zwar den Spiegel. Was war passiert? Ein Spiegel Autor hatte den kompletten Vornamen (mit dem falschen Wilhelm) aus der Wikipedia kopiert und in einen Artikel gepackt. Nun gab es eine Quelle. 🙂

    Viele Grüße
    Robert

  7. Nicole

    Die Folge ist nicht nur super spannend erzählt, sondern ist auch exzellent geschnitten. Euer Gesprächsfluss klingt absolut natürlich – als wär da überhaupt nichts geschnitten worden 🙂 Klasse!

  8. Detlev Hartenstein

    Kann es sein, das Umberto Eco Simonides als Vorbild für seinen Fälscher Simon Simonini in „Der Friedhof in Prag“ genommen hat?

    Tolle Folge und toller Podcast!

  9. Maria

    Lustig, dass Tischendorf und Simonides ausgerechnet den gleichen Vornamen hatten. Wahrscheinlich hatten sie auch sonst einiges gemeinsam in ihrer jeweiligen Genialität und waren dadurch schon verbunden, nur haben sie es zu entgegengesetzten Zwecken genutzt.

  10. Felix

    Moin!

    Ich habe eine Bitte:

    Ungefähr ab 00:21:15 spricht Richard von einer früheren Folge die er gemacht hat über „den ersten Touristen“ und dann folgt noch ein griechisch klingender Name, den ich hier mal lieber nicht versuche zu verschriftlichen 🙁 … und nun frage ich mich, welche Folge dies war???

    Ich bitte um ‚Aufklärung‘!

    Vielen Dank im Voraus von
    Felix

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