GAG392: Phosphor und der Streik der Streichholzarbeiterinnen
Im Sommer 1888 legen Frauen in der Streichholzfabrik Bryant & May im Londoner East End ihre Arbeit nieder. Sie streiken gegen die desolaten Arbeitsbedingungen: geringe Bezahlung, ständige Lohnstrafen und massive Gesundheitsgefährdung durch Phosphor. Am Ende gelingt, was ihnen niemand zugetraut hätte. Bryant & May geht auf ihre Forderungen ein und sie gründen eine eigene Gewerkschaft.
Wir sprechen in der Folge über Phosphor, die Entwicklung zum Sicherheitszündholz und warum der Streik der Streichholzarbeiterinnen lange Zeit nur als kleine Fußnote der Gewerkschafts- und Streikgeschichte behandelt wurde.
Das erwähnte Buch ist von Louise Raw, „Striking a Light: The Bryant and May Matchwomen and their Place in History“ (2011).
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Es ist sehr erfreulich, daß in eurem Geschichtsunterricht die Arbeiter:innenklasse bzw. das „einfache Volk“ zum Vorschein kommt.
In meinem schulischen Unterricht war stets nur von Herrschern und Klerus die Rede … Ob Kirchen oder Schlösser oder Stadthäuser, sie wurden seltsamerweise stets von großen Namen errichtet. 😆 Höchstens mal die Zünfte wurden erwähnt.
Dem möchte ich beipflichten!
Auch wenn die Geschichtswissenschaft an der Uni natürlich schon weiter ist; die Populärgeschichtswissenschaft und der Geschichtsunterricht in der Schule werden noch viel zu oft als die Geschichten einzelner großer Männer erzählt. Gerade was die Sozialgeschichte angeht sind die Darstellung z.B. bei Fernsehdokus (leider auch auf den öffentlichen rechtlichen Sendern) oft so was von schlecht. Da wird dann beispielsweise völlig unkritisch so getan, als ob ein Bismarck in Deutschland aus reiner Weitsicht und Herzensgüte von selbst die Einführung von Renten- und Sozialversicherung erfunden hätte – dass das nur aufgrund des Drucks der sozialen Bewegungen, nach jahrzehntelangem Arbeitskampf und Organisation in Gewerkschaften und Parteien, mühsam erstritten wurde, findet dann keine Erwähnung!
Ich fände es toll, wenn ihr auf diesen wichtigen Punkt auch noch mal in der nächsten Feedgag Folge hinweisen könntet. Vielleicht auch mit einem kurzen lyrischen Vortrag folgenden Gedichtes, das mir beim Hören der Folge und bei Karmens Kommentar sofort in den Sinn gekommen ist 😉 :
FRAGEN EINES LESENDEN ARBEITERS von Bertold Brecht
Wer baute das siebentorige Theben?
In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
Und das mehrmals zerstörte Babylon,
Wer baute es so viele Male auf ? In welchen Häusern
Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?
Wohin gingen an dem Abend, wo die chinesische Mauer fertig war,
Die Maurer? Das große Rom
Ist voll von Triumphbögen. Über wen
Triumphierten die Cäsaren? Hatte das vielbesungene Byzanz
Nur Paläste für seine Bewohner? Selbst in dem sagenhaften Atlantis
Brüllten doch in der Nacht, wo das Meer es verschlang,
Die Ersaufenden nach ihren Sklaven.
Der junge Alexander eroberte Indien.
Er allein?
Cäsar schlug die Gallier.
Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?
Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte
Untergegangen war. Weinte sonst niemand?
Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg. Wer
Siegte außer ihm?
Jede Seite ein Sieg.
Wer kochte den Siegesschmaus?
Alle zehn Jahre ein großer Mann.
Wer bezahlte die Spesen?
So viele Berichte,
So viele Fragen.
Das Gedicht hab ich schon beinahe vergessen. 👍🏻
Das Thema wird auch im 2. Teil der Enola Holmes Filmreihe auf Netflix behandelt.
Hallo Daniel,
Jönköping ist eine Stadt im Nordwesten der schwedischen Provinz Småland, aber gaaanz weit weg vom schwedischen Nordwesten, wie du versehentlich gesagt hast. Vielen Dank für die schöne Folge 🙂
Eine sehr informative Geschichte aus der Zeit der Industrialisierung und aus einer neuen, ungewohnten Perspektive, wie immer hervorragend recherchiert und kurzweilig erzählt! Vielen Dank!
Vielen Dank für ein weiteres informatives und spannendes Puzzleteil zur Bildung in Geschichte und Politik. Klassische Aufklärung, ihr lasst die Renaissance weiter leben :-).
Auch eine Antwort von mir: zum Schluss kommt die Frage auf, weshalb man manchmal sich ablenken lässt, ein Ziel in der Ferne liegen lässt und sich von einem eher erreichbaren verführen lässt.
Dem haben wir mit unserer achwas.fm Folge S1/E14 am 20. März eine ganze Stunde gewidmet:
Die sehr stimmige Theorie dazu stammt von Michael Scheier und Charles Carver. Die beiden haben sich über viele Jahre hinweg kluge Gedanken um sehr grundlegende Vorgänge gemacht, nämlich die Regelungsmechanismen, die bei der Steuerung und Kontrolle von Handlungsvorgängen wirksam sind. Im Alltag off- und gerade auch online. Wenn man seine Steuererklärung machen will und sich plötzlich auf einer Seite befindet, die einem unbedingt mitteilen will, wie ein bekannter Politiker – unglaublich – wohnt.
Wer es genauer wissen möchte – Quellen gibt’s auch auf der Website achwas.fm. Folge vom 20.3.23
Herzliche Grüße
Hawe
Besten Dank für eine wieder sehr interessante Folge! Wenn man bedenkt, wie groß noch heute die Distanz zwischen englischen „blue collar workers“ und dem Management ist, kann man erst ermessen, was das damals für die Arbeiterinnen bedeutet haben muß, sich gegen ihre Ausbeuter durchzusetzen.
In der Einleitung hat Daniel einige interessante Details über die Geschichte der Zündhölzer und ihre Gefährlichkeit erzählt. Da ist mir wieder der Struwelpeter eingefallen. Paulinchen war allein zu Haus…
Phosphor
Das Wort Phosphor ist altgriechischer Herkunft und wird mit „Lichtträger / Lichtbringer“ in die deutsche Sprache übersetzt. Phosphor ist ein chemisches Element und lebenswichtiger Bestandteil jeder Pflanze und jeden Lebewesens.
Im Zusammenhang mit Phosphor ist von der Gottheit Morgenstern die Rede. Diese Gottheit hat einige Namen, Beispiele: Luzifer, Eosphoros / Phosphoros, Horus und Jesus ->
https://www.mythologie-antike.com/t23-gott-eosphoros-phosphoros-lichttrager-lichtbringer-morgenstern