GAG383: Bletchley Park
Wir springen in dieser Folge in den September 1939, als Mitglieder des britischen Militärs aber auch einige Zivilistinnen und Zivilisten in ein Anwesen 70km nördlich von London ziehen. Der Landsitz heißt Bletchley Park und gilt heute als Synonym für die größte Codeknackeroperation des Zweiten Weltkriegs.
Wir sprechen darüber, welche Codes geknackt wurden, warum das aber nur ein kleiner Teil der Arbeit war, und weshalb der große Erfolg dieser Anstrengungen erst 2009 offiziell geehrt wurde.
Das Episodenbild zeigt einen Teil einer Enigmamaschine, die nach Jahrzehnten in einem Acker in Polen gefunden wurde.
Literatur
- „The Enigma Story“ – von Dermot Turing
- „Gordon Welchman“ – von Joel Greenberg
- „Station X“ – von Michael Smith
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25 Replies to “GAG383: Bletchley Park”
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Wer wissen will, wie die Enigma genau funktioniert, wird hier fündig. Tolles Video.
https://youtu.be/ybkkiGtJmkM
Tolle Episode!
Fürs Knacken der Verschlüsselung, hat sich Turing eine Methode ausgedacht, die sich “Banburismus” nennt: https://de.wikipedia.org/wiki/Banburismus
Auf den Ausdruck bin ich über dieses Video von Computerphile gekommen: https://www.youtube.com/watch?v=kj_7Jc1mS9k
ab Minute 15:00 fängt es an die Hintergründe für diese Methode zu erklären. Und als Referenz zu einer früheren Folge: Die ganze Operation zur Entschlüsselung der Enigma hat auch noch mit dem Unterseekabel zwischen UK und USA zu tun: Die “Programme” wurden in die USA geschickt, wo weitere Entschlüsselungsmaschinen standen.
Ein nettes Extrabit zu Banburismus, sei noch hierhin verwiesen. Diese Methode war so wertvoll, dass sie bis 2010 geheim gehalten wurde: https://www.youtube.com/watch?v=f16iwjntggc
Ah, danke dafür. Ich wollt den Bamburismus noch reinnehmen, aber das wär dann ein bisschen zu viel geworden.
Das Video ist super, die Reihe hab ich mir alle zur Vorbereitung noch angesehen!
Tolle Folge, die für mich einen starken persönlichen Bezug hat:
Im Schuljahr 2010/2011 habe ich ein Jahr an der Lord Grey School (mittlerweile Lord Grey Academy) in Bletchley als Fremdsprachenassistent gearbeitet. Dabei habe ich natürlich nicht nur Bletchley Park besucht und es ebenso wie Richard als sehr beeindruckend empfunden, sondern auch gemerkt, dass diese ganze Geschichte in Bletchley auch außerhalb des Museums rezipiert wird und eine große Rolle spielt: In der Lord Grey Academy gibt es (wie in Hogwarts ;)) Häuser, denen die Schüler*innen zugeordnet werden. In der Schule könnte man die Namen der Häuser als Testfragen zu eurer heutigen Episode nehmen: Enigma, Colossus, Ultra, Turing, Lorenz und Mercury.
Ich würde übrigens nicht nur zustimmen, dass ein Abriss des Herrenhauses architektonisch kein großer Verlust gewesen wäre, da es nicht nur nicht besonders, sondern meiner Meinung nach sogar ziemlich hässlich ist.;)
Ich habe Blechley-Park im Jahr 2000 besucht. Dort hat noch ein original “Bomb-Girl” eine Führung gemacht, die damals an den Maschinen gearbeitet hat. Ich musste erstmal nachrechnen, ob das stimmen könnte, aber das passte vom Alter her, sie war damals Mitte/Ende 70.
Zuerst hatte sie einen Heimarbeitsplatz, wo sie Kupferdrähte, die in einer Rolle angeliefert wurde, in 26 unterschiedlich langen Stückchen zuschneiden musste. Damals konnten sich die jungen Frauen in der Gegend etwas Geld damit verdienen. Sie hatten damals schon den Verdacht, dass es etwas mit dem Alphabet zu tun hatte. Die Drähte brauchte man für die Walzen für die “Turing-Bomben”, die damals aufgebaut wurden.
Dann hat sie das Angebot bekommen, dort zu arbeiten, wo sie eine bestimmte Anzahl von “Bomben” zu bedienen hatte. Dazu musste sie aus einer “Durchreiche” einen Zettel holen, auf der die Verkabelung des Steckbrettes aufgezeichnet war und jede Maschine entsprechend zu “verstöpseln”. Dann wurde die Maschine in Betrieb gesetzt. Wenn eine Maschine etwas “gefunden” hat, stoppte sie und klingelte. Dann musste sie auf einem Klemmbrett die Walzenstellung aufschreiben und den Zettel wieder in die “Durchreiche” geben und sich einen neuen “Stöpselplan” holen.
Nach der Führung durfte man Fragen stellen, und ich arroganter Schnösel sagte sinngemäß: “Die Deutschen haben sich doch nicht an die Vorgaben gehalten und nur einfache Spruchschlüssel gewählt wie AAA oder ABC. So nach dem Motto: das war dann doch einfach, die zu knacken. Da war sie natürlich etwas sauer und fragte:
-Whats your nationality?
-German!
-I don’t want to hurt your national feelings, but ….
-Oh, I dont have (national feelings)
Das Auffinden eines Codebuches und die einfachen Spruchschlüssel haben die Entschlüsselung zwar einfacher gemacht, aber die Leistung ist dadurch ja nicht geschmälert.
Der Höhepunkt war, dass ein wie ein “Lord” aussehender älterer Herr, der wohl auch irgendeine wichtige Stellung im Park inne hatte, mich einlud, mit einer 4-Walzen ENIGMA zu “spielen”, natürlich unter seiner strengen Aufsicht. Dazu hat er mich in eine Art “Schatzraum” geführt hinter einer dicken Panzertür, wo die Originalmaschinen standen. Ich glaube, dieses Glück hatten nur wenige Menschen. Es gehört zu meinen eindrucksvollsten Reisemomenten.
P.S.: der Colllossus war damals noch im Aufbau.
Wieder mal eine super spannende Folge, danke.
Zusätzlich zu dem bereits erwähnten Videos von computerphile gibt es auch noch zwei Videos von deren Schwesterkanal numberphile in dem die Enigma verständlich erklärt wird (https://www.youtube.com/watch?v=G2_Q9FoD-oQ) und wie deren Schwäche mit Hilfe von Cribs ausgenutzt wurde (https://www.youtube.com/watch?v=V4V2bpZlqx8).
Für alle die den Ausführungen von Richard nicht ganz folgen konnten :-).
Das hat mir sehr gut gefallen, wunderbar, ich werds gerne weitersagen
Wieder mal ne super Geschichte! Vielen Dank dafür Richard!
Ich hatte bei der Folge über den Schachtürken mal auf das Paderborner HNF hingewiesen…dort steht in der Highlight Ausstellung neben dem Schachtürken auch eine Enigma.
Auch mir hat die Folge (wie fast immer) sehr gut gefallen! Vielen Dank für die interessanten Hintergründe.
Da ich noch keinen entsprechenden Hinweis dazu gelesen habe, will ich noch darauf hinweisen, dass es im Netz (natürlich) auch Enigma-Simulatoren zu finden gibt. Leider habe ich spontan nicht parat, welcher Simulator im Rahmen des rc3-Workshops vorgestellt wurde. Bei einer schnellen MetaGer-Suche wurden direkt mehrere Enigma-Seiten gefunden. Ich denke aber, dass das Ergebnis der Verschlüsselung bei den meisten Simulatoren qualitativ gleichwertig sein wird. 😉
Die Folge hätte zu keinem besserem Zeitpunkt kommen können.
Mein Freund schreibt gerade seine Seminararbeit über die Enigma. Ich hab ihm eure Folge sofort geschickt. Eure Potcastfolge und eure Quellen haben sich als sehr hilfreich für einen breites Hintergrundwissen erwiesen.
Vielen Dank für dieses tolle Format mit dem man für alle Lebenslagen etwas Wissen hinzugewinnen kann
Wieder eine wunderbare Folge, danke dafür!
Bei dieser Gelegenheit möchte ich einen Buchtipp loswerden zu einem hervorragenden Roman, in dem Bletchley Park eine entscheidende Rolle spielt! Cryptonomicon von Neal Stephenson.
Spoileralarm: Wer den Wikipedia-Artikel liest, bringt sich natürlich um einen Großteil des Lesegenusses.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Cryptonomicon
Danke dir! Cryptonomicon ist eines meiner liebsten Bücher von Neal Stephenson!
Hier ein Hinweis zu einer Graphic Novel zum Leben von Alan Turing:
https://www.burg-halle.de/design/visual-strategies-and-stories/visual-strategies-and-stories/projekte/project/alan-turing/
Wiedermal eine sehr interessante Folge 🙂
Gestern ist in der ARTE Mediathek die Doku “Wie ein Mathegenie Hitler knackte – Der Fall Alan Turing” erschienen.
Hier gibt’s interessante Einblicke in die Entschlüsselung der Enigma und Bletchley Park: https://www.arte.tv/de/videos/047266-000-A/wie-ein-mathegenie-hitler-knackte/
Wirklich wieder eine tolle Geschichte.
Passend dazu eine aktuell ARTE-Doku…die zwar in dem ein oder anderen Punkt Deinen Ausführungen widerspricht, aber was wären Historiker ohne Widersprüche. Lol
In der Doku wird auch noch ein Mythos beschrieben, dass das Apple-Logo eine Hommage an Alan sei…man fand neben seinem Totenbett einen angebissenen Apfel!
Link zur Doku :
https://youtu.be/zz-otasbyfQ
Macht mal einen Beitrag über meine Heimatstadt Zweibrücken. Mit einem Schmunzeln kann man John behaupten: ohne diese Stadt gäbe es keine USA, Schiffe wären auf den Weltmeeren noch in der Zeit der Stern-Navigation und am aller wichtigsten…ohne Zweibrücken, gäbe es die ganzen Sissi-Filme nicht. Näheres gerne per Mail!
Eine wirklich klasse Folge. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, wer das eigentliche Mastermind hinter der Entschlüsselung der Enigma ist: Der Graf von Rummelsdorf!
Wunderbar erzählt in dieser Graphic Novel aus dem Universum von Spirou und Fantasio:
https://www.carlsen.de/softcover/spirou-prasentiert-4-rummelsdorf-1-enigma/978-3-551-77676-1
Auch von meiner Seite vielen herzlichen Dank für diese für mich besonders interessante Folge. Die Jahre kurz vor Erfindung des Digitalcomputers finde ich faszinierend, weil viele theoretische Grundlagen, die bis heute im Informatikstudium wichtig sind, sich langsam zu bilden begannen und dennoch nicht einmal ansatzweise zu ahnen war, wohin sich Computer bis heute entwickeln werden.
Eine winzige Ergänzung habe ich: Es waren auf deutscher Seite auch Enigma-Modelle mit mehr als drei Rotoren im Einsatz. Die Rechenkapazitäten von Bletchey Park reichten aber nur für die dreirotorigen Versionen aus, die glücklicherweise weit verbreitet waren.
So, und jetzt muss ich mir dringend die von Euch empfohlenen Bücher bestellen 🙂
Noch ein kleines Detail, das zum Brechen des Codes der Enigmas der Marine beigetragen hat:
Die Schiffe der Marine, auch U-Boote (mit den 4 Walzen Enigmas), habe immer wieder Wettermeldungen verschlüsselt abgegeben. Da man die Position des Senders einpeilen konnte, war es möglich, das Wetter an diesem Ort zu identifizieren.
Damit kannte man den Klartext der Meldung und konnte einen „choosen-plaintext“ Angriff gegen die Verschlüsselung fahren. Das war ein wesentlicher Beitrag zum Erfolg der Code-Brecher.
Man musste also nicht unbedingt Wasserbomben werfen.
Eine kleine Anekdote am Rande, was man erfunden hat um zu tarnen, dass man ULTRA hatte.
Während des Afrikafeldzuges hatte Montgomery ein großes Portrait von Rommel in seinem Büro. Der britische Geheimdienst hat allen Ernstes das Gerücht gestreut, Montgomery könne Rommels Gedanken lesen, wenn er sich nur stark genug auf das Bild konzentriere.
https://www.dailymail.co.uk/news/article-7002611/Field-Marshal-Bernard-Montgomery-hung-portraits-Nazi-generals-caravan-know-enemy.html
Interessant ist auch, dass die Deutschen völlig im Dunkeln tappten. Noch bis die 80er Jahre findet sich in der deutschen Literatur über den Zweiten Weltkrieg, die Verdächtigung im Führerhauptquartier habe es einen Spion gegeben.
Lieber Richard,
du hast diese Geschichte wirklich großartig erzählt!!
Ich habe noch einen Tipp: The Bletchley Circle- eine ITV Serie, in der die mittlerweile zur Bedeutungslosigkeit verurteilten Mitarbeiterinnen in Bletchley Park
in den frühen 50ern Kriminalfälle
lösen!
Sehr spannend!!
Liebe Grüße
Michaela
Hallo
habe sowohl “enigma”als auch “The Imitation Game” gesehen.
Wirklich spannend.i
Eine großartige Geschichte, von Richard gekonnt in Szene gesetzt. Unter anderem diese Geschichte motivierte mich zu einem London-Trip mit ganztägigem B.P. – Besuch. Das absolute Highlight dieser Reise, sogar die Kids waren begeistert. Vielen Dank!
Zwei Dinge sind aus meiner Erinnerung noch erwähnenswert.
Bei dem Treffen im Juli 1939 des französischen, britischen und polnischen Geheimdienstes war Dilly Knox noch nicht klar wie die Verdrahtungsreihefolge der Eintrittswalze war. Deswegen fragte er Marian Rejewski: „Was ist die QWERTZU?“; also sinngemäß: „Wie lautet die Verdrahtungsreihenfolge der Eintrittswalze?“
Der antwortete: ABCDEFG… Er hatte schon 1932 auf den Ordnungssinn der Deutschen gesetzt und damit Recht. Er hatte ein Jahr in Deutschland Mathematik studiert.
Des weiteren muss man erwähnen, dass die britische Regierung auch deswegen nichts über Bletchley Park veröffentliche, weil man nach dem Krieg unknackbare (sic!) Enigma-Maschinen an andere Länder verkaufte. Man hatte somit 10 bis 20 Jahre lang einen Informationsvorsprung.
https://www.arte.tv/de/videos/117136-000-A/the-imitation-game-ein-streng-geheimes-leben/
Dank GAG 383 war der Film ein Muss für mich und eine interessante Ergänzung.
Danke für die tolle Folge, insbesondere auch die historische “Vorgeschichte”, die mir auch neu war.
Als Ergänzung zu eurer Geschichte über den Bletchley Park gibt es eine spannende Podcastfolge speziell über die Frauen von Bletchley Park – ihr hattet es bei euch ja auch immer mal wieder kurz angesprochen.
Diese stammt aus dem Podcast “Digitale Anomalien” von Wolfgang Schoch, welcher sich hier mit der Informatikerin Anna Weisshaar in Dialog steht, die speziell dazu recherchiert hat:
https://digitaleanomalien.de/31-die-frauen-von-bletchley-park/