GAG380: Das Maß aller Dinge

Im Jahr 1792 brechen die beiden Astronomen Jean-Baptiste Delambre und Pierre Méchain zu einer Expedition auf, die 7 Jahre dauern sollte und zu einer der folgenreichsten Forschungsexpeditionen überhaupt wurde. Ihre Aufgabe: Die Strecke zwischen der französischen Hafenstadt Dunkerque und Barcelona zu vermessen. Auf Grundlage ihrer Arbeit während der Meridianexpedition wurde schließlich der Urmeter festgelegt.

Wir sprechen in der Folge über die Geschichte unserer Einheiten für Maße und Gewichte und wie es im Zuge der Französischen Revolution zur Einführung des metrischen Maßsystems kam.

Literatur

  • James Vincent, „Beyond Measure: The Hidden History of Measurement from Cubits to Quantum Constants“, 2022.
  • Ken Alder, „The Measure of All Things: The Seven-Year Odyssey and Hidden Error That Transformed the World“, 2003.

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30 Replies to “GAG380: Das Maß aller Dinge”

  1. Wolfgang

    Bei den Kalibern gibt es mindestens 3 System:
    – Metrisch in mm
    – In Inch oder Teilen davon Cal. 38 bei Revolvern = 0,38 Inch, Geschütze in meist in ganzen Inch.
    So und jetzt wird’s richtig Englisch bei Schrotflinten und und alten Kanonen:
    Kanonen: Angabe des Gewichtes der Kugel in englischen Pfund. 1 Pfünder, 2 Pfünder, usw.
    Schrotflinten: Kaliber 1 ist eine Lauf mit dem Durchmesser einer Bleikugel mit einem engl. Pfund.
    Kaliber 16 (häufigste Schrotflinte) = Durchmesser einer Bleikugel mit 1/16 engl. Pfund.
    Bei Schusswaffenmunition wird oft noch die Länge der Patrone angegeben, aber meist in mm.
    Schrotpatrone Kal 16/70 –> Durchmesser siehe Oben, Länge 70 mm
    Kalaschnikow 7,62 * 39 mm.

    Der „Bärentöter“ bei Karl May hätte Kaliber .88 = 22,352 mm. Der Fantasienachbau im Museum Radebuel wurde nie geschossen, wäre wahrscheinlich explodiert.

  2. Arnim

    Meines Wissens nach lautet die Sage über die Länge der CD, daß Herbert von Karajan befragt wurde und für die Länge die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven vorgeschlagen hat – und die langsamste Aufnahme damals war ca. 64 Minuten lang. Daß inzwischen eher 75 Minuten passen liegt daran, daß die Spuren bei Ausreizung der Toleranzen enger zusammengeführt wurden.
    Tatsächlich war es wohl so, daß einfach geschaut wurde, bei welchem Maß die CD noch gut transportabel war…

    • Sauer

      Ich habe mal gehört, das der Durchmesser der CD für die maximal speicherbare Datenmenge verantwortlich sei. Der Vizepräsident von Sony (Mitentwickler) wollte das der Datenträger noch in seine Anzugtasche passt. Daraus ergab sich ein Durchmesser von 12 mm und die bis heute übliche Datenmeng. Beethovens 9. Sinfonie passte daher auf die CD drauf. Hier gibt es mehr zu der Entwicklung der CD: https://de.wikipedia.org/wiki/Compact_Disc_Digital_Audio#Geschichte

  3. AJ

    Danke für die sehr spannende Folge.
    Könnt ihr Altfolgen, die ihr in einer Folge referenziert, in den Shownotes der Folge auflisten oder ist das zu viel Aufwand für euch?
    (Ich würde gerne die alte Folge, die ihr in dieser Folge erwähnt habt, nachhören, weiß aber nicht mehr, welche das war. Deshalb muss ich mir die Folge jetzt nochmal anhören, um das herauszufinden.)

  4. AJ

    Du erwähnst dass es für die genau Definition von Ceslius nötig war, genau zu definieren, ab wann Wasser als kochend angesehen wird.
    In der Schule habe ich damals gelernt, dass die Temperatur am Siedepunkt trotz Wärmezufuhr konstant bleibt. (Hier eine Quelle: https://www.tec-science.com/de/thermodynamik-waermelehre/temperatur/warum-bleibt-die-temperatur-bei-einer-anderung-des-aggregatzustandes-konstant/ )
    Das ist ja gerade das geniale an der Wahl des Siedepunkts von Wasser als Fixpunkt.
    Vielleicht habe ich euch aber auch missverstanden…

    • Maximilian

      Eine der besten Folgen.

      Dass die Expedition/Maßbestimmung genau in die Zeit um die Revolution und den wohl größten Zeitenumbruch Europas fällt, nennt man in der Wissenschaft übrigens: Pech!

  5. Peter

    Hallo Daniel,

    super interessant für mich als bekennenden Ingenieur. Eine Anmerkung habe ich aber noch: das Kilogramm kann nicht wie erwähnt vom Meter abgeleitet werden. Unser SI Einheitensystem basiert auf den sieben Einheiten „Sekunde“ (s), „Meter“ (m), „Kilogramm“ (kg), „Ampere“ (A), „Kelvin“ (K), „Mol“ (mol) und „Candela“ (cd) als Basiseinheiten. Diese Basiseinheiten lassen sich eben nicht voneinander ableiten. Andere SI Einheiten wie z.B. Volt für die elektrische Spannung, lassen sich auch als Produkt der Basiseinheiten beschreiben. 1 V = 1 ((kg*m^2)/s^2)/(A*s).
    Normalerweise schlafe ich Mittwochs immer zur neuen Folge ein und höre sie dann Donnerstag nochmal. Jetzt ist ziemlich genau 10:00 Uhr (im metrischen Zeitsystem…) war zu spannend 😂

    Gute Nacht!

    Peter

  6. Manuel Weber

    Danke für die tolle Folge.

    Ich arbeite in der Video Farbbearbeitung, und ich habe mir bisher (und werde es weiter), viele viele Gedanken gemacht über das Mass der Farbe, Wahrnehmung, und der Kalibration von Monitoren. Es ist eine Geschichte von der Suche nach Wahrheit, wo man oft verwirrt dasteht und sich hinterfragt. Jedes Auge ist anders, aber warum sehen wir alle Weiss? Und in der Irrsuche nach dem, worauf man sich verlassen kann, entdeckt man dass auch die Instrumente einem nie ganz die Wahrheit sagen wollen, weil alle irgendwie doch von einem anderen, höheren Referenz-Instrument abhängig sind. Ein Colorimeter von einem Spektrometer. Aber der Spektrometer ist auch nicht ganz stabil. Der Hersteller kann ihn re-kalibrieren anhand eines Mutter/Vater-Spektrometers, aber der Hersteller hat selbst auch keine physikalische Herleitung bei sich. Stellt sich heraus, dass dies heute immer noch vom amerikanischen NIST gemacht wird, mit zum Teil Messungen an Wolfram Fäden unter bestimmten Bedingungen, und das ist scheinbar das einzige stabile Experiment (IIRC). Mutet historisch an.

    Meine Messungen hatten noch nie ein Ende, aber scheinbar haben sie auch keinen stabilen Anfang, ausser irgendwo in einem amerikanischen Labor mit einer ganz ganz kostbaren Glühbirne.

  7. Anke

    Lieber Daniel,

    wieder mal eine tolle Folge! Vielen Dank! Zwei Fragen sind bei mir noch aufgetaucht, eine davon hat Peter oben schon beantwortet: Wie kann man denn einen Liter von einem Meter ableiten? Gar nicht 🙂

    Die zweite Frage: Wenn sie nur die Strecke zwischen den Städten gemessen haben, wie kann man daraus den x-ten Teil (ich glaube, es war der millionste Teil?) des Meridians ableiten? Ich muss dazu sagen, dass ich zum einen mathematisch total schwer von Begriff bin (ich bin eher der kreative Typ) und zum anderen wurde die Antwort evtl. in der Folge gegeben, ich habe sie aber durch den Verkehr (höre euch meist im Auto) etc. nicht mitbekommen. Oder die Frage wurde in euren Social Media Kanälen beantwortet, die verfolge ich nicht. Falls das so war, bitte ich um Entschuldigung 🙂

  8. Hanspeter Sprecher

    Danke für diese sehr schöne Folge, Wissenschaft und Metrologie genau das was ich liebe.
    Bei Tim und Stuppi „Der Schatz Rackham des Roten“ spielt der Pariser Meridian und die Differenz zum Meridian von Greenwich auch noch eine kleine Rolle.
    Im Alltag (eines Chemikers mit amerikanischen Kollegen) finde ich psi (als Mass für den Druck und Fahrenheit (für die Temperatur) die beiden schlimmsten Masseinheiten aus dem imperialen System.
    Ich hatte mal eine Kollegin, die für einen Austausch 1/2 Jahr nach Texas ging und sie bekam von mir auf ihre Bucket list, dass sie ihren neuen Kollegen einen Vortrag über die Vorzüge des metrischen Systems hält.

  9. Marco

    Vielen Dank für die interessante Folge.

    Ein Tagwerk als Flächenmaß war schon genau definiert. Hier zwei Beispieldefinitionen:

    Königreich Bayern ab ca. 1810:
    1 Tagwerk = 400 Quadratruten [= 0,34 ha]
    1 Rute = 10 Schuh [= 2,92 m]
    1 Schuh = 12 Zoll [= 29,19 cm]
    1 Zoll = 12 Linien [= 2,43 cm]

    Region Nördlingen vor 1806:
    1 Tagwerk = 360 Quadratruten [= 0,48 ha]
    1 Rute = 12 Nürnberger Schuh [= 3,65 m]
    1 Elle = 2 Nürnberger Schuh [= 60,90 cm]
    1 Nürnberger Schuh [= 30,44 cm]

  10. AnneG

    Eine kleine Idee : die Neubearbeitung alter Folgen würden doch super ins FeedGAG Teil…ähm 2 passen. Also dem Zusatzzeil, der jetzt schon so oft ausgefallen ist.

  11. Tom Kratz

    Das „Gerstenkorn“ (grain/ gran) ist heute noch eine wichtige Gewichtseinheit im Bogensport. Da wird das Gewicht der Pfeilspitze in grain/ gran angegeben. Das ist ein Einflussfaktor welchen Pfeilschaft mit welcher Durchbiegeweite (spine) man für welchen Bogen benutzen muss.

  12. Jule

    Puh, Maße umrechenen, da bin ich als Zahlen-Leghastenikerin schonmal raus. Ich kann auch ganz schlecht irgendwelche Längen o.ä. schätzen. Nur bei meinem Gewicht liege ich offenbar erschreckend genau. Hosenbundzwacken mal Spiegel hat einer Prüfung auf der (fremden) Waage – sowas habe ich nur für Briefe und zum Kochen – neulich nach vielen Jahren auf 0,6 kg standgehalten 😉
    Deswegen sind aber in meiner Wohnung auch diverse Zollstöcke, Bandmaß, Schieblehre, Geodreicke, Winkelmesser, Wasserwaagen, Nähliniale, usw.
    Wie schön dass es Menschen gab, die sich für hoffnungslose Fälle wie mich mal damit auseinandergesetzt haben. Und Euch beede, die uns das dann erzähl´n 🙂

  13. Mauro P

    Hallo zäme
    Vielen Dank für die sehr spannende Folge. I.Z.m. unterschiedlichen Masseinheiten kam mir ein folgenschwerer bzw. teurer Fehler einer Nasa Marssonde in Erinnerung. Der Mars Climate Orbiter ging 1999 im Marsorbit verlustig. Grund: Nasa (metrisch) und Hersteller (imperiales System) haben unterschiedliche Masse bei den Berechnungen für das Navigationssystem verwendet. …so gingen über 100Mio flöten…
    Quellen:
    https://solarsystem.nasa.gov/missions/mars-climate-orbiter/in-depth/
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mars_Climate_Orbiter?wprov=sfti1

  14. Michael

    Überraschend fand ich, dass sie die obektive Definition des Urmeters verwerfen mussten, weil die Erde nicht überall gleichförmig rund ist. Überrascht hat es mich deshalb, weil meines Wissens nach die Seemeile so definiert wurde, dass sie ein Sechzigstel eines Längengrades darstellt: 1,852 km. Jeder Längengrad hat 60 Minuten und von Pol bis Äquator sind es 90 Grad. Das ergibt 1,852 km * 60 Minuten * 90 Grad * 4 Pol-Äquator-Distanzen = ca. 40.000 km Erdumfang. Dass die Erde gar nicht ganz kugelförmig ist, scheint hier kein Hinderungsgrund für die Definition gewesen zu sein. Bemerkenswert ist außerdem, dass hier der Längengrad in 60(!) Minuten eingeteilt wurde und die metrische Stückelung keine Anwendung findet.

  15. Philipp

    In der Verkehrsfliegerei hat sich bei den Einheiten der angloamerikanische Einfluss stark durchgesetzt.

    Zunächsteinmal wird die Geschwindigkeit mit der sich ein Flugzeug fortbeweget, wie auch bei Schiffen üblich, in Knoten (Seemeilen pro Stunde) gemessen. Eine Seemeile entspricht 1852m.

    Für Höhen wird wiederum in den meisten Ländern Fuß als Einheit genutzt. Die in Wettervorhersagen angegebene Sichtweite wird hingegen oft in einer landesüblichen Einheit gemeldet, z.B. km in Deutschland oder Statute Miles (1609m) in den Vereinigten Staaten. Vielleicht weil man im Alltag Distanzen am ehesten in einer solchen landesüblichen Einheit schätzt.

    Als Air Canada von Pfund zu kg als Maßeinheit für das Gewicht von Treibstoff umstellte, kam es 1983 bei Air Canada Flug 143 zu einem Einheitenfehler, wodurch statt 20400 kg lediglich 20400 Pfund getankt wurden. (Das „imperiale“ Pfund ist übrigens leichter als das bei uns verwendete und beträgt 0,454 kg). Die Triebwerke fielen im Reiseflug aufgrund von Treibstoffmangels aus, glücklicherweise konnten die Piloten im Gleitflug einen stillgelegten Flugplatz erreichen und es ging für alle Beteiligten glimpflich aus.

    Ein weiterer bekannter Einheitenfehler hat 1999 zum Absturz des Mars Climate Orbiters geführt.

    Und auch bei gleichen Einheiten kann man Fehler machen, so unterscheidet sich z.B. die Definition von Meereshöhe von Land zu Land. Bei der 2003 fertiggestellten Hochreinbrücke, welche Schweiz und Deutschland miteinander verbindet, wurde dieser falsch ausgeglichen und es kam zu einer Höhendifferenz von 54cm.

  16. Jens-Uwe

    Mal wieder eine super Folge, vielen Dank!!!
    Sehr passendes und gute Buch zu diesem Thema ist auch das frisch erschienene „Maß für Maß – Die sieben Einheiten, die unsere Welt erklären“ von Piero Martin.

    Es ist schon erstaunlich, wie sich diese Definitionen entwickelten.

  17. Dr. Georg Wittmann

    Lieber Daniel
    Vielen lieben Dank für die Super-Folge
    meine beiden Anmerkungen, die ich anbringen wollte CD-Länge-Karajan-Beethovens-9. und Anzugtasche und das Debakel des Mars-Orbiters sind ja schon ausgiebig gebloggt worden. So bleibt mir nur mal wieder für eine hervorragende Folge zu gratulieren.
    Aber in der Medizin herrscht noch ein wildes Getümmel von nicht richtig metrischen Maßangaben für Kanülendicken (Gauge) Fadenstärken bis hin zu Größenvergleichen hühnerei-groß, pflaumen-groß, kirschkern-groß, erbsen-groß, nur die Bezeichnung hühnerfaustgroß habe ich noch nicht in Briefen meiner Kolleg*innen gefunden
    Viele Grüße Georg

  18. Angelika

    Hallo Daniel,
    vielen Dank für die interessante Folge.
    Vor einigen Jahren war ich in dem Pfunds-Museum in Kleinsassen (Hofbieber bei Fulda)
    Ein Kleinod auf dem Gebiet der Maße!
    Hier der Link: https://www.pfunds-museum.de/
    Wer mal in die Fuldaer-Rhön kommt, sehr zu empfehlen.
    Schöne Grüße
    Angelika

  19. Katinka

    In meiner Kinderzeit war das Pfund noch ziemlich gebräuchlich und allgegenwärtig. Meine Mutter kaufte noch ein Pfund Tomaten, Kartoffeln u.ä..
    Das scheint heute ziemlich verschwunden. Vielleicht gibt es das auf Märkten noch. Früher stand es auch auf den Preisschildern. (Berlin, 60er Jahre)

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