GAG374: Ludwik Fleck und das Fleckfieber

Das Fleckfieber wurde nicht nach ihm benannt, aber Ludwik Fleck war in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg einer der bekanntesten Forscher im Kampf gegen die Krankheit. Erst 1909 fand der französische Arzt Charles Nicolle heraus, dass Fleckfieber durch Läuse übertragen wird. Seitdem waren Forschende nicht nur auf der Suche nach den Erregern, sondern auch nach einem Impfstoff.

Fleck wurde in Lemberg, dem heutigen Lwiw im Westen der Ukraine, Assistent von Rudolf Weigl, einem Pionier in der Herstellung von Fleckfieberimpfstoffen. Und so produzierte Fleck während des Zweiten Weltkriegs im Lemberger Ghetto Impfstoff und war nach seiner Deportation im Konzentrationslager Buchenwald an einem Sabotageakt beteiligt.

Bekannt ist Fleck heute allerdings weniger als Mikrobiologie, sondern vor allem als Erkenntnistheoretiker, dessen Ideen in kaum einer Diskussion über Wissenschaftsforschung fehlen dürfen. Eine Karriere, die allerdings erst nach seinem Tod einsetzte.

Literatur

  • Andreas Pospischil: Ludwik Fleck und das nicht nach ihm benannte Fleckfieber.
  • Ludwik Fleck: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv.

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10 Replies to “GAG374: Ludwik Fleck und das Fleckfieber”

  1. Thorsten

    Ich lese „Ludwik Fleck und das Fleckfieber“ und denke mir „Aha, das Fleckfieber ist offenbar nach einem Herrn Fleck benannt… wusste ich nicht bisher“. Aber weit gefehlt! (hoffe das ist jetzt noch nicht zu sehr gespoilert?)

  2. Friedemann Tewald

    Der lateinische Name des Fleckfiebers heißt „Typhus exanthematicus“ und nicht „Typhus exanthemicus“, wie es auf Wikipedia steht.
    VG Friedemann
    P.S. Ich höre euren Podcast gerne!

  3. Martin Faber

    Und vielen Dank, dass ihr auf den falschen Freund im Englischen „Typhus – Typhoid fever“ aufmerksam gemacht habt, der immer noch viele Historiker irreführt! Vielleicht könnte man die nächste FeedGAG-Folge noch nutzen, um darauf hinzuweisen, dass man sehr vorsichtig sein muss, wenn in deutschen historischen Texten davon die Rede ist, dass jemand an „Typhus“ gestorben sei. Oft haben die Autoren ihre Informationen aus englischen Texten, in denen „typhus“ stand, und wenn sie nicht Experten für Seuchengeschichte sind, dann wissen sie regelmäßig nicht, dass das im Deutschen „Fleckfieber“ bedeutet.

  4. Dirk

    Kleiner Hinweis, bei ca. Minute 14. der Einschub zu Fritz Haber. Der erste Einsatz von C-Waffen erfolgte von Französischer Seite aus schon im August 1914. Eingesetzt wurden Gewehrgranaten und Handgranaten mit Bromessigsaäureethylester. Ein Stoff von der Wirkung her Ähnlich CS-Gas. Waren auch zur Aufstandsbekämpfung eingeführt worden. Wirkung auf dem Gefechtsfeld gering. Dann kam Deutschland mit einem Pulver aus o-Dianisidinchlorsulfonat Codename Niespulver welches Granaten zugemischt wurde. Einsatz ab 27.10.1914. Wirkung auf dem Gefechtsfeld annähernd 0. Kurz danach dann auf Deutscher Seite Einsatz weiter wenig wirksamer mittel die unter dem Codenamen Stinkstoff eingesetzt wurde. Fritz Haber entwickelte dann das Einsatzverfahren für Chlorgas (Blasverfahren) welches dann am 22.04.1915 der erste „richtige“ Einsatz von Chemiewaffen war. Blausäure wurde nur von den Alliierten eingesetzt, dies aber erst später und mit wenig Erfolg da der Stoff als Kampfstoff eher ungeeignet ist.

  5. Jule

    Superspannende Folge. Nie gehört, obwohl ich ja in der Wohnungslosenhilfe durchaus regelmäßig mit Läusen, Kretzmilben und Bettwanzen zu tun hatte und bestimmt mehr über fiese kleine Krabbelviecher weiß als der Durchschnitt.
    Das Kind (und ich als alleinerziehende Mutter) hatte(n) seltsamerweise bei jedem Läuseausbruch in Kinderladen und Schule Glück, er hat die nie erwischt. Ich als Schulkind mit sehr vielen langen Haaren einmal, ich erinnere noch das Ziepen mit dem Läusekamm, auch wenn es über vierzig Jahre her ist.

    und @Richard: als selbsternannte GAG-Tierklugscheißerbeauftragte seit Hasengate sehe ich das mit den Elstern nicht sooo streng: Elstern und Krähen gehören beide zu den Rabenvögeln und det haste doch jemeint, nö?

  6. Anja

    Hey ihr zwei,
    ich bin ja ein riesen Fan von euren Geschichten, besonders die Interaktion zwischen euch finde ich normalerweise sehr autentisch. Aber in dieser Folge habe ich irgendwie das Gefühl, dass ihr die Folge nicht zusammen aufgenommen habt. Eigentlich erzählt Danjel die meiste Zeit durch und Richard macht immer wieder HMMMM… Aber die HMMMM’s klingen irgendwie alle gleich.

    Ansonsten aber sehr interessante Geschichte.
    Ich freu mich auf die nächste 🙂

  7. Stephan

    Vor Fleck hatte bereits der Wissenssoziologe Karl Mannheim die These von den Denkstilen und Denkkollektiven, von der gesellschaftlichen Konstruktion der „Wahrheit“

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