GAG369: Der Struwwelpeter

Wir springen in dieser Folge in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Frankfurter Psychiater Heinrich Hoffmann ist auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für seinen dreijährigen Sohn Carl: Es soll ein Kinderbuch werden. Trotz intensiver Suche wird er nicht fündig, also beschließt er kurzerhand, ein solches Kinderbuch selbst zu schreiben und zu zeichnen. Es ist der Startpunkt einer noch nicht dagewesenen Erfolgsgeschichte, die selbst heute noch, beinahe 200 Jahre später, ihre teils obskuren Früchte trägt.

Wir sprechen in dieser Folge über den Struwwelpeter, das wahrscheinlich bekannteste Kinderbuch der Welt: Wie es entstand, warum es so erfolgreich war und wo wir es heute noch überall finden.

Das Episodenbild zeigt eine Darstellung des Struwwelpeters um 1861.

Literatur

Dybiec-Gajer, Joanna, Riitta Oittinen, und Małgorzata Kodura, Hrsg. Negotiating Translation and Transcreation of Children’s Literature: From Alice to the Moomins. New Frontiers in Translation Studies. 2020.

Könneker, Marie-Luise. Untersuchungen zum Entstehungs- und Funktionszusammenhang von Dr. Heinrich Hoffmanns »Struwwelpeter«. 1975.

Sauer, Walter. „A Classic Is Born: The ‚Childhood‘ of ‚Struwwelpeter‘“. The Papers of the Bibliographical Society of America, 1. Juni 2003.

Wagner, Doris. „Der Struwwelpeter: Das bekannteste Kinderbuch der Welt. Eine kurze Rezeptionsgeschichte dieses alten deutschen Kulturguts“. Neuphilologische Mitteilungen 108, Nr. 4 (2007): 641–57.

Das erwähnte Buch der Gebrüder Kizler, illustriert von Christina Mäckelburg, heißt „Struwwelpeter – Die Abrechnung“.

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54 Replies to “GAG369: Der Struwwelpeter”

  1. Alexandra

    Hallo ihr Richard und Daniel,
    ich kenne den Struwwelpeter nur von Hörensagen und habe mir mal einige Bilder aus diesem Buch im Internet angesehen. Ich persönlich finde diese Art Pädagogik, solche Bilder einem Kind zu zeigen, eher brutal als Wirkungsvoll um ein Kind zu erziehen. Klar soll man mit nicht spielen, weil man sonst sich verbrennt, aber so sowas in Bildern darzustellen ist schon sehr fragwürdig.

  2. Annabell

    Wie jeden Mittwoch eine sehr sehr interessante und spannende Folge!

    Wie wahrscheinlich fast jeder, bin auch ich in meiner Kindheit nicht an diesem (Kinder)buch vorbeigekommen – viele Albträume hatte ich nach dem anschauen und lesen des Buches.

    Als Tipp für Daniel für schöne Kinderbücher kann ich alle Bücher von Eric Carle empfehlen (auch alle anderen Bücher neben der „Raupe Nimmersatt“).
    Außerdem die „Nulli und Priesemut“-Reihe von Matthias Sodtke.

    Liebe Grüße und macht weiter so!

  3. Hendrik S.

    Eine richtig gute Folge, sehr spannend! Ich wollte mir das erst nicht anhören, weil die Erinnerung an den Struwwelpeter bei mir nicht so positiv besetzt ist, aber die Folge hat mir eine neue Wertschätzung für das Werk gegeben. Mir war als Kind natürlich schon klar, dass das aus der Zeit gefallen war, aber die Hintergründe kannte ich freilich nicht, also vielen Dank dafür! Umso erstaunlicher, dass diese Geschichtensammlung uns auch heute noch etwas zu sagen hat.
    Auch schön die kleinen Einblicke das diesmal außergewöhnliche Setting 🙂

    • Andrea

      Kleiner Tipp falls Ihr noch in Berlin seid, fragt in der Buchhandlung nach „So ein Struwwelpeter“ von Hans-Georg Stengel und Karl Schrader . Ist eine Adaption aus der DDR und für mich heute noch mein Lieblingsbuch. Als Tipp für Daniel die Kinderbücher von Elisabeth Shaw . Für Zwerge besonders „Zilli ,Billy und Willi “ aber auch alle anderen.

      • Falk

        Der DDR-Struwwelper… “So ein Struwwelpeter”…. von Hansgeorg Stengel. Ein DDR-Klassiker! Zumindest fand ich das Werk klasse! Vor allem das Hörspiel!!! Auf LP und auf Kassette 😉 Musikalisch experimentell untermal (für damals) fantasievoll, lebendig und unheimlich ansprechend! Tolle Interpretationen, finde ich noch heute. Bine und Karline mit ihrer Oma…. unvergesslich. Und der fernsehberückte Frank! – damals gab’s noch keine Handys 😉
        Als das Hörspiel wäre mein Tipp für euch!

  4. Barbara Fischer-Bossert

    Zwei Anmerkungen:
    1. Seit 1973 ist das „Struwwelpeter-Syndrom“ oder das Syndrom der unkämmbaren Haare bekannt, das ausschließlich bei Kindern vorkommt (es verliert sich mit der Pubertät) und durch einen Haarquerschnitt verursacht wird, der nicht wie üblich rund, sondern dreieckig oder nierenförmig ist. Hoffmann konnte davon also noch nichts wissen, aber das Syndrom gab es sicher schon damals.
    2. Einer der Anleger des Buches, den Ihr nicht genannt habt, ist mir um 1970 herum untergekommen, nämlich die „Struwwelliese“ – und im Gegensatz zu ihrem männlichen Vorbild war sie deutlich schlampig gekleidet. Das ist leider das einzige Bild, das mir von dieser Version vor Augen steht.
    Mich hat übrigens die Drastik der Bilder nie gestört. Offenbar hat mich meine Großmutter damals erfolgreich beruhigen können, dass mir sowas nicht passieren würde. Von wegen Alpträume – lächerlich.

    • Hendrik S

      Eine kurze Nachfrage dazu: Gibt es das Syndrom auch in umgekehrter Abfolge? Als Kind hatte ich glattes Haar, in der Pubertät habe ich welliges, unzähmbares Haar bekommen.

  5. Barbara Fischer-Bossert

    „Anleger“ hätte „Ableger“ heißen sollen – da hat mal wieder die Rechtschreibkorrektur zugeschlagen. Besonders ärgerlich, wenn man’s richtig geschrieben hat und nachträglich richtigstellen muss, wie jetzt wieder. Sorry!

    • Cate

      Danke Mal wieder für eine wunderbare Folge.

      Und mir sind da natürlich auch direkt ein paar Kinderbuchtipps eingefallen, die sonst vielleicht noch niemand vorgeschlagen hat.
      Dank Bibliothekarin als Großtante haben meine Kinder tatsächlich eine eigene kleine Bibliothek und es gab ein paar Bücher bei uns, die ganz besonders geliebt wurden.

      Mit 3 Jahren war das aller liebste Buch meines Jüngsten “Der Schneckbert” von Susanne von Halem. Das und auch der zweite Band wurden hier so geliebt, dass nach viel Kontakt mit der Autorin bei meinem Sohn schließlich eine Tasse mit Gruß an ihn einzog. Und bis heute wird beim Frühstück die Milch nur aus der Schneckberttasse getrunken.
      Das Buch ist ganz zauberhaft und kommt auch ganz ohne Erziehungsauftrag aus.

      Das andere Buch was außerdem bis heute geliebt wird, ist ein Klassiker, gibt es aber wohl ab und zu noch zu kaufen.
      “Das Regenauto” von Janosch.
      Eine fantastische Geschichte über Wünsche, Fantasie und Abenteuer.

      Es gibt tatsächlich ganz viele tolle Kinderbücher, sowohl Klassiker als auch neue. Aber oft muss man tatsächlich etwas suchen. Weiterhin ganz viel Freude beim Lesen mit deinem Kleinen!

      Viele Grüße Cate

  6. Anna

    Ich hasse den Stuwwelpeter und alle dazugehörigen Geschichten. Mir ist das Buch als Kind beim Kinderarzt in die Hände gefallen – und es hat mich traumatisiert. Ich weiß noch genau, wie unglaublich schrecklich, angsterregend und brutal ich alle Geschichten fand. Mir ist es völlig schleierhaft wie jemand mit nur einem Hauch von Empathie diese Bücher jemals (ob nun heute oder damals) lustig finden konnte.
    @Barbara Fischer-Bossert Anderer Leute Albträume mit „lächerlich“ abzutun finde ich respektlos.

  7. Hans Ratzinger

    Danke für diese wunderbare Folge! Natürlich gehört der Struwelpeter mit seinen vielen Zitaten schon zum allgemeinen Sprachschatz. Eine äußerst interessante Interpretation des Buches, das in der englischsprachigen Version „Shockheaded Peter“ heisst, haben die „Tiger Lillies“ 2012 mit großem Erfolg auf die Bühne gebracht. Das ist unglaublich schräger britischer Humor hervorragend musikalisch umgesetzt. Hier mal zum Reinhören die Geschichte vom daumenlutschenden Konrad:
    https://youtu.be/XYS7-P2Vg1Q?t=280

    • Paul Mo

      Die Tiger Lillies, schön die mal wieder zu sehen; danke für den Tipp! 🙂 Hier noch eine schöne Fassung von Knorkator für Zeitsprungs „Metal Playlist“: https://youtu.be/GJlL7J22tCk
      Und was die pädagogische Eignung angeht, so denke ich auch, dass es eher für Erwachsene ist. Diese Art von Erwachsenen, die auch gern Quentin-Tarantino-Filme schaut. 🙂

  8. Gertrude Amann

    Was ihr vergessen habt, zu erwähnen, ist das Struwwelpeter Museum, dass sich auch mit dem Verfasser Dr. Heinrich Hoffmann befasst. Es befindet sich in Frankfurt, in der neuen Altstadt.
    https://www.struwwelpeter-museum.de/
    Ich fand das Buch als Kind faszinierend und die Reime haben sich eingeprägt. Das Bilderbuch war bei meinen Großeltern. Was mir heute noch gefällt, sind die klaren Farben der Bilder.
    Herzliche Grüße Gertrude

  9. Andreas Walker

    Noch was zu Jörö Jukka: Im Finnischen wird ein k wie ein deutsches g aus gesprochen. Der Name Jukka ist übrigens eine finnische Variante von Johannes.

  10. Christian

    Eine kleine Ergänzung zum Name von der dänischen Ausgabe. Der Titel von der ersten Übersetzung war wie Richard sagt „Vær lydig“, 1866 kam aber eine neue Ausgabe aus unter dem Titel „Den store Bastian“ [Der große Bastian], wo aus Nicolas in dem deutschen Original Bastian geworden ist. Dieser Titel wurde – und ist heute noch – viel viel bekannter als „Vær lydig“.
    Für mich und viele andere Dänen denke ich ist Bastian/Nicolas sogar der bekanntesten Charakter vom Buch. Ja Bastian/Nicolas hat sich eben etwas von den Geschichten distanziert und ist einen eignen Begriff geworden – als das Bild von einem strengen Erzieher/Vater – oft unter dem Namen Den store stygge Bastian [Der große böse Bastian].

  11. Sascha

    Ja, der Struwwelpeter kann Traumata auslösen. Kann ich als Betroffener bestätigen. Meine bis heute anhaltende Pyrophobie stammt aus dem Buch (es war in den 80ern halt noch ein Standard überall)

    Trotzdem: Die Folge war sehr informativ (wie also immer ), hat KEIN Trauma bei mir ausgelöst 😉 und die Hotelzimmer-Akkustik war super (und erfrischend anders) Macht ihr das künftig öfters?

  12. Patrick

    Sehr interessant ist dass ja ADHS im deutschsprachigem Raum als als Zappelphilippsyndrom bekannt ist. Auch Hans-guck-in-die-Luft ist ein geflügeltes Wort geworden. Finde es immer interessant wie einzelne Werke eine Sprache prägen können.

  13. Anke

    Interessant war, dass ich – und wahrscheinlich alle Stammhörer – euch schon so gut kenne(n), dass schon nach dem ersten halben Satz von Daniel klar war: „Irgendwas ist da heute anders…“ 🙂 und zwar nicht nur der Ton der Aufnahme, sonder auch der Tonfall in Daniels Stimme! Ich war total irritiert, bis es sich dann aufgelöst hat. Noch irritierter war ich nur damals mit Daniels Erkältungs-Stimme!

    Danke für diese tolle Folge, mega interessant. Am besten war „Tutti Frutti“ und Frutto Zwiebel, hab Tränen gelacht.

    Meine 7jährige Tochter ist sehr emphatisch und möchte sich Bücher wie den Struwwelpeter oder die Geschichten von Wilhelm Busch keinesfalls anschauen. Sie findet das gemein und brutal und gruselig (schon immer). Ihre etwa gleich alte Cousine ist vom Typ her anders, sie kann natürlich auch emphatisch sein, es dauert nur etwas länger und gilt nicht für alles und jeden 😉 Sie liebt sowohl das eine als auch das andere und lässt sich fasziniert daraus vorlesen. Ich glaube, bei mir war es damals etwas von beiden.

    Schön, dass ihr euch wieder mal persönlich sehen konntet!

    • Sunny

      Danke für die sehr gute Folge.
      Erstaunkich dass das Struwwelpetermuseum in Frankfurt auch in der heutigen pädagogisch emotional aufgeheizten Zeit Kinderführungen anbieten kann.

      Wir haben unserer Tochter das Buch “Siebenundzwanzig Suppengeschichten” von Ursula Wölfel vorgelesen. Preisgekrönt, Unterhaltsam für Kind und Erwachsene (und meiner Meinung nach viel zu unbekannt).

  14. Matthias

    Sehr schöne Folge. Heinrich Hoffmann ist überhaupt eine sehr interessante Person. Wer sich näher mit ihm und seinem Wirken als (Irren)Arzt in Frankfurt beschäftigen möchte, einen Einblick in die Planung und den Bau von Irrenanstalten des 19. Jahrhunderts mit ihm als Leiter bekommen möchte, dem sind seine “Lebenserinnerungen”, ursprünglich für die Familie geschrieben und später von einem Enkel veröffentlicht, ans Herz gelegt. Der Struwelpeter nimmt dort nur sehr wenig Raum ein. Dafür geht es viel um das Arztwesen, Umgang mit Plagiaten und Bewunderern, die Familie und die Lebensumstände in Frankfurt. Ich habe durch dieses Buch, dass mir zufällig in die Hände kam, sehr vieles über die Zeit und Lebensumstände gelernt. Unbedingte Leseempfehlung!

  15. Rina

    Das Struwwelpeter-Buch ist mir in der Kinderabteilung der Stadtbücherei schon mehrmals aufgefallen. Ich finde die Bilder selbst als Erwachsene etwas verstörend und habe mich bisher nicht getraut, es für meine beiden Kids auszuleihen.
    Daniel möchte ich folgende Kinderbücher für Dreijährige empfehlen:
    “Familie Maus sagt Gute Nacht” von Kazuo Iwamura (eigentlich sind alle Bände von Familie Maus empfehlenswert), “Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne” von Jacob Martin Strid und “Willy Werkel baut …: ein Auto /ein Schiff/ ein Flugzeug” von Georg Johansson (die neue Ausgabe von 2021, die von Jens Ahlbom illustriert wurde).
    Danke für eine weitere interessante Folge!

  16. Jazzy

    Hallo Richard und Daniel,

    ich kann als sehr schöne Kinderbücher alle Werke von Julia Donaldson (Autor) und Axel Scheffler (Illustrator) empfehlen. Neben dem Grüffelo finde ich Riese Rick, Superwurm, Flunkerfisch, Zogg, Die Schnecke und der Buckelwald, Für Hund und Katz ist auch noch Platz und Die Schnetts und die Schmoos besonders gut. Wir haben alle Bücher auf Englisch, aber auch die deutschen Ausgaben sind super!

  17. Andreas

    Bei der jährlichen Einbürgerungsfeier der Stadt Frankfurt wird (wurde?) den neuen Staatsangehörigen eine Ausgabe des Struwwelpeter überreicht. Ich fand das damals, 2009, als jemand, der den Struwwelpeter als Kind kennengelernt hat, etwas bizarr. 🙂

  18. Steffi

    Ich habe diese Folge auf dem Rückweg von der Frankfurter Buchmesse gehört, wie passend! War wie immer sehr interessant. Ich kann noch eine Anekdote aus meiner Kindheit beisteuern. Wie viele Kinder habe ich relativ lange Daumen gelutscht. Was auch immer versucht wurde, ich war nicht davon abzubringen. Eines Tages sagte mir mein Urgroßvater, dem mehrere Finger fehlten, dass es den Struwwelpeter (den ich wie alle Kinder meiner Zeit zwar kannte, aber an den ich bis zu dem Zeitpunkt nicht glaubte) tatsächlich gäbe und zeigte mir zum Beweis seine Hände. Ich weiß noch, dass dies großen Eindruck machte. Daumen gelutscht habe ich aber trotzdem, bis ich in die Schule kam. Dann erledigte sich das Thema von alleine.

  19. Marianne

    Vielen Dank für mal wieder eine sehr nette Geschichte. Bei der Beschreibung hat mir jedoch ein Aspekt gefehlt. neben den pädagogischen Interpretionen kann der Struwwelpeter auch medizinisch interpretiert werden.
    der Suppenkasper zum Beispiel könnte für das Krankheitsbild der Magersucht stehen, der Zappelphilipp für ADHS, der Hans Guck in die Luft für Autismus oder die sogenannte Absence-Epilepsie.
    Alles in Allem ein sehr vielseitiges Buch mit multiplen Interpretationsmöglichkeiten.

  20. Alexandra R.

    Sehr, sehr coole Folge (oder mit Euren Worten: Sehr gut!). Bitte gerne mehr solcher literaturhistorischer Themen.
    Der Struwwelpeter weckt auch in mir Kindheitserinnerungen. Ich fand die Geschichten – und v.a. die ikonischen Bilder – sehr spannend, seltsam, bizarr, aber schlaflose Nächte oder bleibende Schäden hatte ich keine. Diese Folge nehm ich jetzt zum Anlass, mir eine klassische Ausgabe zu besorgen und dieses Stück Literaturgeschichte auch meinen Kindern zu zeigen und sie gegenüber Mann und Familie zu verteidigen (die schon gegen die schwarze Pädagogik der Märchen sind).

    Zum Namen Peter fallen mir übrigens der Ziegenpeter in „Heidi“ und das Kartenspiel „Der schwarze Peter“ – auch beides aus dem 19. Jh. – ein.

    • Thoams

      Hallo Alexandra, find ich einen sehr guten Ansatz. Grob gesagt glaube ich, dass jeder Mensch in seiner „Realen Welt“ lebt und in seiner „Traumwelt“. Die Herausforderung ist nun Realwelt und Traumwelt trennen zu können. Und da glaube ich, sind Kinder sogar oft besser und Erwachsene oft schlecht. Schönen Gruß Thomas R.

  21. Alexandra R.

    Lieber Daniel,
    eines unserer absoluten Lieblingsbücher ist „Bruno und die Nervkaninchen“ (von Ciara Flood): Geschichte und Bilder sind unendlich herzig und lustig. Weiters noch praktisch alle Bücher von Mira Lobe, allen voran „Die Geggis“ und „Willi Millimandl und der Riese Bumbum“. Allein diese 3 Bücher haben wir gefühlte hunderte Male gelesen! Den Empfehlungen von anderen, wie Eric Carles Bücher oder „Der Grüffelo“ und auch das „Neinhorn“ kann ich mich auch nur anschließen.

    • Thomas R

      Nochmal hallo, Der Sänger von Debauchery, auch Blutgott genannt war mal Referendar und kurz davor in den Schuldienst übernommen zu werden. Dann wurde er aber aus der Schule rausgemobbt, als rauskam was er in seiner Freizeit macht. Eine Musiksoziologin beschrieb das als sehr schade. Auf der Bühne sind die Shows laut, blutig und sexistisch. Im wirklichen Leben ist davon aber nichts zu sehn. Die Musiksoziologin meint, dass man gerade das vermitteln sollte. Die verschiedenen Welten trennen zu können.

  22. Carlotta

    Lieber Daniel, lieber Richard,
    ich bin so froh, endlich mal einen quasi-qualifizierten Kommentar schreiben zu können zu eurem großartigen Podcast – vielen Dank wieder einmal für die informativ-unterhaltsame Folge!
    Die Struwwelpeter-Gedichte sind Vorbild geworden für eine Quelle, die ich im Rahmen meiner Dissertation zu “Evangelischer Frauenordination im geteilten Deutschland” behandle.
    Aus “Paulinchen war allein zuhaus” haben 1963 nämlich Kirchenbehördenmenschen “Paulinchen und das Amt” gedichtet. Paulinchen überlegt sich allein zuhaus, dass sie Pastorin werden möchte. Dann werden verschiedene Parteiungen beschrieben, wer dagegen ist. Meine Lieblingsstrophe ist:
    “Die Katzenschar aus Bayern,
    die fängt nun an zu leiern.
    Sie hebt die frommen Tatzen
    und will uns das verpatzen.
    Miau, mio, o tut das nicht!
    Die VELKD zerbricht.”
    Die VELKD ist die Vereinigte Evangelisch Lutherische Kirche Deutschlands, welche wirklich an der Frage der Frauenordination fast zerbrochen wäre. Die kleinste Landeskirche, die dazugehört, Schaumburg-Lippe, hat erst 1991 die Frauenordination eingeführt. Die fiel in den Diskussionen weniger ins Gewicht als die große Bayrische Landeskirche, aber das Thema war eine buchstäbliche Zerreißprobe für den deutschen landeskirchlichen Protestantismus nach dem Zweiten Weltkrieg, während dem Theologinnen Pfarrstellen vertretungsweise übernommen hatten und danach aus ihnen verdrängt wurden.

    Vielen Dank für eure Arbeit und weiter so!

  23. Thomas R

    Die Biene Maja, erschienen 1912 von Walter Bonsels war zu ihrer Zeit auch ein Verkaufsschlager. Das Original wurde in Stuttgart umgestellt, steht nun nicht mehr bei den ganz Kleinen. Den Grund siehr man in der Leseprobe : 16. Kapitel, S.161 Die Hornissen greifen den Bienenstock an. Maja konnte vorher noch davor warnen.
    Ein junger Offizier der Bienen hatte kaum das Ende des Kommandos abgewartet. Er wollte der erste sein, der angriff, und er war der erste, der starb.
    Er hatte schon eine Weile, bebend vor Kampfeslust, zum Sprung bereitgestanden, und als über ihm das erste Wort des Befehls laut wurde, stürmte er vor, gerade dem vordersten Räuber in die Fänge, und sein feiner, unendlich spitzer Stachel fand den Weg zwischen dem Kopf und dem Brustring in den Hals seines Gegners.
    Er sah noch, wie die Hornisse sich mit einem wütenden Aufschrei zusammenkrümmte, so daß sie für einen Augenblick wie eine gelbschwarze, glitzernde Kugel erschien, dann drang der furchtbare Stachel des Räubers dem jungen Offizier durch die Brustringe ins Herz, und sterbend sah er sich und den tödlich getroffenen Feind in einer Wolke der Seinen versinken.
    Sein kühner Soldatentod hatte allen die wilde Seligkeit einer hohen Todesbereitschaft ins Herz gesenkt, und der Ansturm der Bienen wurde zu einer furchtbaren Notfür die Eindringlinge.

  24. Susanne

    Hier kommen zwei Buchtipps für Daniel, wenn dein Sohn ein bisschen älter ist! Vielleicht willst du dich schon darauf vorbereiten.
    Die Ella-Serie von Timo Parvela /Hanser Verlag, kommt aus dem Finnischen und ist schräg und witzig. Davon haben wir 12.
    Und „Die Muskeltiere“ von Ute Krause
    Es gibt drei Folgen und es ist sinnvoll sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
    Beides passt ins Volksschulalter.
    Gute Unterhaltung

  25. Roland Dähne

    Hallo Richard, hallo Daniel,
    ein paar Wochen zu spät, aber eine Begebenheit würd ich gern erzählen.
    Meine Großmutter hatte wohl meinem Vater als Kind Ende der 40er Jahre jedes Buch im Regal zugänglich gemacht. Nur den “Struwwelpeter” hat sie ihm verboten. Das sei nichts für Kinder.
    Eine tolle Frau, oder?
    Viele Grüße Roland

  26. Uli Artmann

    Hallo Daniel, ich hatte auch Schwierigkeiten für meine Kinder passende Kinderbücher zu finden. Besonders schwierig war es, Bildergeschichten zu finden, bei denen man NICHT vorlesen musste. Natürlich habe ich den Kindern vorgelesen, gerne sogar. Aber auf Autofahrten sind Kinderbücher dann nicht so spannend ohne einen Erzähler. So kam ich dann auf die „Vater und Sohn“ Geschichten von Erich Ohser und auf die Lurchi Bücher von Salamander. Die sind bunt, erzählen Geschichten und fesseln Kinder über viele Kilometer 😉

  27. Liane Mayer

    Ich bin Jahrgang 1950 und natürlich auch mit dem Struwwelpeter aufgewachsen, den ich als Kind mit großem Vergnügen gelesen habe. Angst hat mir nur die Story vom Paulinchen ein bisschen gemacht (mag daran liegen, dass meine Mutter, als ich noch ziemlich klein war, den Boiler frisch angezündet hat, nachdem die Flamme ausgegangen war. Der „Fluscher“, den das damals gemacht hat, hat mich doch einigen Respekt vor Zündhölzern gelehrt). Ansonsten war es allenfalls ein wohliges Gruseln, aber meistens nicht einmal das. Ich habe mich gewissermaßen „auf der richtigen Seite“ gefühlt und war daher überzeugt, dass mir nichts von dem passiert, was da gezeichnet und geschildert ist. Und die, denen es passiert, denen geschieht ja nur recht, dachte ich wohl als Kind. Besonders begeistert hat mich natürlich die Story vom Häschen, das dem Jäger das Gewehr wegnimmt und auf ihn schießt, das habe ich dem so richtig vergönnt. Die Unlogik, die all diesen Geschichten innewohnt, ist mir erst viel später aufgefallen. Aber Rhythmus und Reime haben mich fasziniert. Freilich, die falsche Betonung im Gedicht auf der letzten Seite („Wenn die Kinder artig sind, kommt zu ihnen das Christkind“) hat mich immer irritiert.
    Unserem ersten Sohn wollte ich die schönen Zeichnungen zwar nicht vorenthalten, habe die Geschichten aber zweckmäßig kommentiert. Z. B. meinte ich, wenn da tatsächlich ein verrückter Schneider herumläuft, der kleinen Kindern die Daumen abschneidet, sollte die Polizei ihn bei erster Gelegenheit verhaften. Außerdem würde eine vernünftige Mutter ihr Kind sowieso nicht ohne jede Aufsicht allein daheim lassen. Ist also unrealistisch, die Geschichte.
    Die Geschichte vom Jäger hat er selber ein wenig uminterpretiert, indem er meinte, da wäre der Jäger heruntergefallen (zuerst ist er oben, in der nächsten Zeile liegt er unten…) Und natürlich haben wir uns geeinigt, dass der fliegende Robert den Schirm einfach auslassen hätte können – und dass ein gewöhnlicher Regenschirm nicht genug Tragkraft hat, um ein wenn auch noch so kleines Kind in die Luft zu heben. Eher würde es den Schirm umdrehen. Dass die Eltern des Suppenkaspar ihm nicht einfach ein Butterbrot anbieten, wenn er schon die Suppe nicht mag, haben wir beide missbilligt (Butterbrot war bei uns immer die Ausweichnahrung, wenn jemand das, was auf den Tisch kommt, nicht mag). Dass sie ihm den Suppentopf auch noch aufs Grab stellen, macht noch deutlicher, dass das keine realistische Geschichte sein kann, denn welches Elternpaar würde sowas tun? Insgesamt hat das Buch mit dieser Uminterpretation auch unserem Kind offensichtlich Vergnügen gemacht – er konnte sich von den teils bösen, teils dummen Erziehungspersonen mit wohligem Gruseln distanzieren und sich freuen, dass bei uns daheim andere Sitten herrschen. Wie das mit unseren anderen Kindern gelaufen ist, habe ich vergessen.
    Als Kinderbuchtipp möchte ich auf die Wimmelbücher von Ali Mitgutsch verweisen. Da kann ein Kind enorm lang auf einer Seite verweilen und sich selber Geschichten ausdenken, die zu den dargestellten Bildern passen. Einiges von dem, was uns allen sehr gefallen hat, scheint aber nicht mehr zu finden zu sein.
    Z. B. ein Buch mit Reimen und dazu passenden Bildern
    (Auf einem Dach da ist ein Krach
    und alle Leute werden wach.
    auf einem Bein da tanzt ein Schwein.
    Die Leute rufen „Muss das sein?“
    und dazu das Bild von dem Schwein, das auf einem Bein auf dem Dach tanzt…)
    Liebe Grüße, Liane

  28. bureau

    ja lustig. ich kann mich nicht erinnern wann mir als erstes der struwwelpeter in die hand fiel. jedenfalls kann das nicht schlimm gewesen sein, denn seit ich mich erinnern kann sehe ich das ding als einen teilweise lustigen teilweise drastischen COMIC – so nennt man doch blldergeschichten? ich finde er ist gut gezeichnet und gut gereimt und er macht sich hinter den bildern und hinter „der moritat von der geschicht“ genau über die drastischen und autoritären erzieherpositionen lustig, die er eben nicht vertritt.
    von diesem doppelbödigen humor fällt mir noch wilhelm busch ein, zb mit „max und moritz“ oder „die fromme helene“. die bildsprache des comic, die drastik, die deformierungen, schein-verletzungen und schein-tode, die unglaublichen möglichkeiten alles unmögliche mit der realität anzustellen hat sich seither zwar permanent verändert… ist aber in ihrer charakteristik gleich geblieben.

  29. Lena Häusler

    Hallo Daniel, hallo Richard,
    seit Ostern hab ich nur noch euch im Ohr. Bin im Endspurt des Binchens. Ganz lieben Dank für euren einmaligen Podcast!
    Meine aktuelle Buch-Empfehlung für Dreijährige (das Schicksal teilen wir, Daniel): „Hui und Pfui“ von Helme Heine. Engelchen und Teufelchen verstoßen gegen die himmlischen und höllischen Konventionen und finden zueinander.
    Ich freue mich darauf, euch ab spätestens Mitte der Woche immer aktuell zu hören!! Macht weiter so! (Und nein, nicht zum Einschlafen! Da verpasse ich zu viele Klugscheißer-Anekdoten, die ich immer gern teile. 😅)
    Eure treue Hörerin Lena

  30. Barbara

    Hallo ihr zwei 🙂

    Ich habe die Folge leider erst heute gehört… etwas zu spät, da wir im Zuge eines Kurses an der Uni das Struwwelpeter Museum in Ffm besuchten. Ein sehr großes und interessantes Thema 😀 Bei uns ging’s hauptsächlich um die Mode im Struwwelpeter, weshalb ich es auch toll fand, dass du kurz auf seine eigentlich ordentliche Kleidung eingingst.
    Eine Kleinigkeit wollte ich noch ergänzen: Es gibt für die Parodien rund um den Struwwelpeter auch einen Fachbegriff: Struwwelpetriaden

  31. WE

    Hallo Daniel, inzwischen ist dein Sohn vermutlich schon fast fünf, daher könnte das Buch über die Vasa mit schönen Illustrationen von Sven Nordquist, erschienen im Carlsen Verlag interessant sein (wenn noch nicht fürs Kind, dann jedenfalls für Dich, ich habe gerade auch die Vasa Geschichte gehört)

  32. Wolfgang Voss

    Liebe Autoren,

    Was wenig bekannt ist – gerade die scheinbar so brutale Geschichte vom Daumenabschneiden – hat einen sehr humanen medizinischen Hintergrund:
    Heinrich Hoffmann war zu Beginn seiner Karriere Armenarzt und betreute u.a. das Dorf BORNHEIM – heute ein angesagter Stadtteil Frankfurts. Da sah er die furchtbaren hygienischen Verhältnisse – Tier und Mensch lebten so nah, dass das Anstecken durch Fäkalien (Cholera u.a.) mit zu einer immens hohen Kindersterblichkeit führte. Mit schriftlicher Aufklärung war da nichts zu bewirken und auch die wissenschaftliche Erklärung wäre nicht verstanden worden – wohl aber die krasse und bebilderte – Warnung: KEINE FINGER IN DEN MUND! – und tatsächlich sank im Einflussbereich Hoffmanns die Kindersterblichkeit signifikant – und der weitere Fortschritt hygienischer Allgemeinbildung half dann natürlich auch.
    Die Schere als Metapher für Zensur muss zu den revolutionären Zeiten vor und nach 1848 auch mitgedacht werden…
    Hoffmanns Bildergeschichten haben eben manchmal auch eine zweite Botschaft an die erwachsenen Zeitgenossen.
    Prinzipiell ist die Einschätzung als SCHWARZE PÄDAGOGIK im historischen Kontext nicht korrekt, wie sich an weiteren Bildergeschichten auch zeigen ließe…

    W. Voss

  33. Thomas

    Hallo Richard, Hallo Daniel, Hallo liebe Freunde der Geschichten aus der Geschichte,

    nun hab ich sie also auch gehört, die Folge über eines der für mich persönlich wohl prägendsten Bücher, die mir als Kind vorgelesen worden sind. Angesichts der erwähnten Diskussion um die Einordnung in die schwarze Pädagogik bin ich wohl einer der jüngsten mit Jahrgang 1999.
    Vor allem der Suppenkaspar war für mich die eindrücklichste Geschichte und die mit seinen Worten verbundene Mahnung aufzuessen hat immer funktioniert, weil er mich über Jahre in meiner Vorstellung nachts besucht hat, um im abgebildeten zeternd wirkenden Tanz binnen weniger Sekunden vor meinen Augen zu verhungern.
    Die Träume sind irgendwann verblasst, bis ich zufällig in eine Doku reingezappt habe in der erwähnt wurde, dass ein Patient Hoffmanns ein 17-jähriger Kaspar war, der unter der Todesursache „verweigert Nahrungsaufnahme“ begraben wurde. Auf seinem Grab steht zum Gedenken daran eine Suppenschüssel…
    Keine Ahnung ob das stimmt und wo das ist, aber der Gedanke dass die Geschichte wahr ist stellt mir die Nackenhaare auf. So sehr hat das nur ein anderer geschafft, und über den gibts bald eine Folge von Richard.

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