GAG277: Der Aufstand und Putsch von Wilmington

Wir springen in die USA ins Jahr 1898 und sprechen über den einzigen erfolgreichen Putsch in der US-Geschichte. In Wilmington, North Carolina, kam es zwei Tage nach Wahlen, die geprägt waren von einer aggressiven White Supremacy-Kampagne zu einem Angriff auf die schwarze Bevölkerung, bei dem mindestens 60 Schwarze zu Tode kamen.

Im Zuge der Ausschreitungen wurde die gewählte Regierung gewaltsam abgesetzt. Konsequenzen für die Putschisten hatte das nicht. Der Gouverneur von North Carolina griff nicht ein und auch der US-Präsident William McKinley, der im Vorfeld über die Pläne informiert war, schaute tatenlos zu. Die Ereignisse in Wilmington hatten nicht nur Vorbildwirkung auf andere Südstaaten, sondern etablierten einen strukturellen Rassismus, der zur Rassentrennung führte und der schwarzen Bevölkerung das Wahlrecht verwehrte.

Literatur

Das Episodenbild zeigt eine Gruppe Red Shirts während der Wahl am 8. November 1898 in North Carolina.

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15 Replies to “GAG277: Der Aufstand und Putsch von Wilmington”

  1. Orakel

    Ähm… Richard haut diesen Satz mit dem „Die damaligen Republikaner sind die heutigen Demokraten“ so einfach raus. Und ich persöhnlich habe jetzt eigentlich „nur“ Fragen.

    Wie muss ich mir das vorstellen? Gabs irgendwann eine Umfirmierung der beiden Bewegungen? Oder hat das was mit aus- und eintrittswellen zwischen den beiden Lagern zu tun, bis dann die beiden Gruppen sich irgendwann in der jeweils anderen Partei wiederfanden?

    • J.D

      Traditionell waren die Republikaner im 19Jhdt die Partei der Landbevölkerung in den West und Nordstaaten und generell der Unterschicht, während die Democrats die Partei der Oberschicht im Norden waren. Dem Realignment im Süden ist dann aber Anfang des 20jhdts eine Umwandlung der nördlichen Democrats in eine gemäßigte Arbeiterfreundliche Partei vorausegangen, während die Republikaner des Nordens zusehends konservativer wurden. Wobei das ganze relativ ist das es sich eher um Sammlungsbewegungen als Parteien im europäischen Sinn handelt.
      Die Democrats im Süden bis in die 1970er Dixicrats genannt, waren bis ca. in die Nixon Ära die bestimmende Partei der Südstaaten, das ganze wurde solid south genannt.
      https://en.wikipedia.org/wiki/Solid_South
      Nach dem 2.WK Krieg sind die Demokraten im Süden dann teilweise unter dem Label Dixicrats angetrete, waren aber offiziel weiterhin Teil der demokratischen Partei. Die Herauslösung aus der offiziellen demokratischen Partei hat dann mit dem Goldwater Wahlkampf gegen Lyndon B Johnson begonnen. Goldwater konnte damals die extremsten Dixicrats auf seine Seite ziehen. Anschließend hat Nixon in seinem Wahlkampf von 1968 die rassistisch bis konservativ eingestellten Demokraten im Zuge seiner ‚Southern Strategy‘ direkt versucht anzusprechen. In der daruf folgenden Wahl ist es ihm gelungen als erster Republikaner die meisten Südstaaten zu gewinnen. Im Zuge der 1970er sind dann die meisten Südstaatendemokraten zu den Republikanern übergelaufen und die Demokraten im Süden haben sich im Grunde genommen in den 80ern und 90ern neu firmiert.

  2. Heidrun

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich bin noch immer sprachlos. Ich musste diesen Beitrag sogar zweimal hören, weil ich ihn beim ersten Mal gar nicht verdauen konnte. Ja, Geschichte ist komplex und das Leben ist komplex. Und es ist erschreckend, dass sich Geschichte so oft zu wiederholen scheint. Also jetzt z.B. ganz konkret in den USA. Der heutige Beitrag hat mir geholfen, weiter zu recherchieren und wird mir noch lange nachgehen. Er war sehr hilfreich, um manche der aktuellen Entwicklungen besser zu verstehen. Ich hoffe sehr, dass wir als Menschen noch irgendwann lernen, besser miteinander zu leben. When will we ever learn?

  3. Pavel

    I habe mich immer gefragt, woher die Bedeutung des Verbes “to grandfather” im englischen Raum geht. Vielleicht gibt es die Antwort in dieser Folge. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber es scheint, die Erklärung dafür zu sein.

    • Peter

      Hallo Richard, hallo Daniel,

      ich habe gerade in die Folge 278 reingehört: Die Erklärung von euch zu „Wein auf Bier“ ist praktisch eine Wiedergabe des von mir verlinkten Artikels. Es freut mich, dass der Text Eingang in euren Podcast gefunden hat 🙂

      Viele Grüße
      Peter

  4. Sonja

    Hallo Herr Meßner und Herr Hemmer!

    Ich fand den Podcast sehr interessant, da wir normalerweise keine Podcast in der Schule hören. Was mich aber am meisten interessiert hat, war das die Schwarzen und die Weißen gemeinsam in der Regierung regiert haben, was ich wirklich nicht erwartet habe.

    Mit freundlichen Grüßen
    Sonja

  5. Mathias

    Und erneut: Immer denkt man, dass man die „wichtigen“ Ereignisse in der Geschichte schon mal alle gehört hat… und dann kommt Geschichten aus der Geschichte wieder mit sowas um die Ecke. Vielen Dank für die gute Erzählung, Daniel! Ich weiß nicht, ob es eine der besten Geschichten ist, aber für mich eine der beeindruckendsten bzw. erschreckendsten. Die ganze Zeit wartete ich auf das Eingreifen des Gouverneurs oder der Nationalgarde; wo waren die Unionstruppen? Und dann so ein Ende! Ich würde mir wünschen, dass gerade diese Episode der Geschichte viel bekannter wird. In der heutigen Zeit hochaktuell!
    Ich ziehe meinen Hut!

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