GAG177: Robert Fortune, Botaniker und Teespion

Wir springen in dieser Folge in die Mitte des 19. Jahrhunderts, Schauplatz der Geschichte ist China. Protagonist ist Robert Fortune, Botaniker und Experte für exotische Pflanzen. Seine Aufgabe: den wohl wertvollsten Schatz Chinas zu finden und außer Landes zu schaffen: Tee!

Die erwähnte Folge über den ersten Opiumkrieg gibt’s hier.

Die erwähnte Literatur:

Und die beiden von Fortune verfassten Werke:

Das Episodenbild zeigt Blätter unterschiedlicher Teepflanzen.

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8 Replies to “GAG177: Robert Fortune, Botaniker und Teespion”

  1. Anke

    Hallo ihr beiden, wirklich eine sehr interessante Folge!

    Für mich ja immer völlig faszinierend, dass es Menschen mit solchen Abenteuer-Genen gab (und immer noch gibt), die sich in der damaligen Zeit (teilweise alleine) in völlig fremden Ländern und Kulturen bewegt haben und so weit gereist sind. Heutzutage verfallen wir ja schon in Panik, wenn wir das Smartphone zuhause vergessen haben.

    Wenn es früher dumm lief, trank irgend jemand Wein aus deinem Schädel, heute ist es eine Katastrophe, wenn es in 5 km Umkreis keine laktosefreie Chai Latte gibt.

    “Verkleide ich mich halt mal als Chinese, lüge, besteche und klaue denen ein bisschen von ihrem Tee – wird schon schiefgehen!” Die spinnen, die Schotten!

    Wie schon Steve Jobs sagte: “They push the human kind forward”. Das passt auf fast alle Geschichten, die ihr erzählt. Ich bleibe fasziniert und bin auf die nächste Folge gespannt!

    Grüße
    Anke

  2. Jörn

    Moin zusammen, wieder mal eine sehr erhellende und informative Folge. Danke! Ich war vor kurzem in Edinburgh in den Royal Botanic Gardens, wo sich Robert Fortune seine ersten Sporen verdient hat. Dort gibt einen Chinese Hill. Der Stadtführer erzählte, dass China den Garten kontaktierte, um längst ausgestorbene Pflanzen wieder kultivieren zu können. Welch Ironie der Geschichte.

  3. Jule

    Wieder eine schöne Geschichtsgeschichte. Habe erstmal unterbrochen und mir einen großen Becher Hagebuttentee mit Keksen geholt.
    Teein macht mich nämlich schon sehr wach. Allerdings trinke ich nur schwarzen Tee, tatsächlich am liebsten Darjeeling. Von grünem und weißen bekomme ich nach einem Becher schon Herzrasen. Daher dachte ich immer, da sei mehr Teein drin.
    Eigentlich bin ich aber Kaffeejunkie, der muss morgends sein.

  4. Jule

    Aufgrund der strukturierten und chronologischen Vorgehensweise, waren die Inhalte des Podcasts sehr gut nachzuvollziehen und man konnte den Themen gut folgen. Die mitreißende Art der beiden Erzähler ermöglichte ein gespanntes Zuhören und auch der öftere Verweis auf andere Podcasts Folgen machten einen neugierig. Insgesamt war diese Sequenz aber sehr schön aufgestellt und auch für Leute die noch keine Vorkenntnisse zu dem Thema hatten, war es gut zu verstehen. Da sich dieses Format gut eignet, um auch Geschichte im Alltag und bei Freizeitaktivitäten mit einzubeziehen, werde ich mit Sicherheit auch in die anderen Teile anhören.

  5. Paul

    Lieber Daniel und lieber Richard,

    ihr beruft euch auf das Buch von Sarah Rose und kommt dementsprechend auf die Synthese, dass Robert Fortune der Mann war, der den Tee von China nach Britisch-Indien brachte. Ich würde jedoch dieser Erzählung weniger Wahrheitswert beimessen, da Tee – wie ihr richtig erwähnt habt – bereits im 19. Jh. vor der widerwilligen “Entdeckung” durch die EIC in Indien über Jahrtausende gewachsen war und somit verarbeitet hätte werden können – wenn, ja wenn, die EIC über das Geheimnis der Teeherstellung verfügt hätte. So weit, so gut… Doch es war nicht Robert Fortune, sondern ein gewisser George James Gordon, der mit einem gewissen Karl Gützlaff, und unter der Leitung des Opiumhändlers Jardine Matheson die Rekrutierung von Teeherstellern (und natürlich den Transfer von abertausenden chinesischen Teesamen) nach Kalkutta organisierten. Das geschah in den Jahren von 1834-1835 also gut 13 Jahre bevor Robert Fortune seinen Fuß zum zweiten Mal auf das chinesische Festland setzte.

    Also: Mythos 1 und 2 sind falsch: Robert Fortune fungierte weder als Teesaatgutspender für Britisch-Indien noch waren seine “Enthüllungen” über das Geheimnis Teeherstellung von großem Nutzen. Bis 1840 wurden meines Wissens zwei Mal assamesische Schwarzteeproben nach England verschifft. Die zweite Lieferung im Umfang von 95 Teekisten, die am 17.03.1840 in der Mincing Lance versteigert wurde, wurde von der Handelsfirma Messrs & Dent als marktfähig bezeichnet. Die gesamte assamesische Teeindustrie, die im 19. Jh. gleichbedeutend mit der beinahe gesamten indischen Teeindustrie war, wurde durch dieses werbetechnische Urteil begründet (und eben nicht durch Robert Fortune).

    Die EIC hatte unter der Ägide eines gewissen Charles Bruce bereits einige Teegärten ab 1834 in Assam geführt und bekam durch die bereits erwähnte Rekrutierung 1835 zwei chinesische Schwarztee- und bis 1840 zumindest einige chinesische Grünteehersteller (sh. Gehaltsliste, die Charles Bruce 1839 veröffentlichte). Robert Fortune war für die Teeherstellung in Indien, die quantitativ von Assam dominiert wurde, also mehr als vernachlässigbar. Die Pflanzen, die in der verschwindend kleinen Teeregion des “Himalaya”, die von Sarah Rose gehypt wird, unter der Leitung von Dr. Falconer aufwuchsen, stammten aus dem Grundstock von Gordon und Gützlaff. Auch die im Vergleich dazu größere Teeindustrie in Darjeeling, die ein gewisser Dr. Campbell 1849 aufbaute, beruhte auf diesen Pflanzen.

    Es tut mir also leid, euch enttäuschen zu müssen, aber ich habe meine MA-Arbeit über genau diese Thematik geschrieben (unter dem Titel: “Wissensimperialismus bei der Einführung der Teewirtschaft in Britisch-Indien von 1834-1840”). Es würde mich freuen, wenn sich weitere Historiker mit der Einführung der Teepflanze aus China auseinandersetzten würden. Noch ein Beisatz: Ich würde nicht so viel auf die Argumentation von Rose geben, dass der assamesische Tee geschmacklich nicht mit dem chinesischen mithalten kann bzw. konnte. Denn genau dieser “herbe” Geschmack prägte die Teekultur und war genau das, was die Teehändler in London um 1840 wollten – günstigen und intensiven Tee.

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