GAG109: Der Lotterieaufstand in Albanien

Wir springen in dieser Episode nur wenige Jahre zurück und sprechen über die Folgen des Zusammenbruchs von Pyramidensystemen 1996/97 in Albanien. In der Folge kam es zu Massenprotesten und die Regierung um Präsident Sali Berisha verlor zunehmend die Kontrolle über das Land, das kurzzeitig am Rande eines Bürgerkriegs stand.

Ein großer Dank geht an Egin Ceka, der uns als Experte für diese Folge zur Verfügung stand.

Am Ende der Folge ist ein Ausschnitt aus einem Gespräch zu hören, das Martin Rützler mit Detlef Breitenbach geführt hat, der leider verstorben ist.

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11 Replies to “GAG109: Der Lotterieaufstand in Albanien”

  1. Peter Borkowski

    Bitte macht weiter so!
    Geschrieben aus der Geschichte ist der beste Podcast den ich kenne und ich freue mich auf jeden Mittwoch wie ein kleines Kind.
    Super und Danke an euch beide
    Lieben Gruß
    Peter

  2. Björn

    Hallo Daniel und Richard,

    Ich bin begeistert, was Ihr aus der Geschichte gemacht habt. Mit O-Tönen und allem was dazu gehört.
    Wundervolle Geschichte aus einem der am wenigsten beachteten Länder Europas.

    Grüße,
    Björn

  3. Anja Welling

    Als frischgebackener Fan höre ich mich gerade rückwärts durch die Folgen und finde diese Episode bislang am besten, weil sie mich am meisten überrascht hat. Zur Zeit des Lotterieaufstands ging ich auf die 30 zu und muss zugeben, dass dieses Thema komplett an mir vorbei gegangen ist. Albanien war für mich allesfalls as Kuriosität interessant, weil es als eines der rückständigsten Länder der Welt galt, das unter dem Kommunismus irgendwo im Mittelalter stehengeblieben war. Durch Euren Podcast hat sich meine Haltung geändert. Vielen Dank dafür.

    Was mich an der Geschichte verwundert, ist der Anlass. Vielleicht habe ich mir die wirtschaftlichen Zusammenhänge noch nicht genau genug angesehen, aber flapsig gesagt: Wenn in Deutschland jemand in ein privatwirtschaftliches Unternehmen investiert, das sich als betrügerisch herausstellt und das Geld danach weg ist, hat die Regierung damit erst einmal nichts zu schaffen. Sie kann sich vielleicht um die Strafverfolgung kümmern, aber letztlich käme niemand auf die Idee, zu Frau Merkel zu gehen und zu sagen: „Hömma, ich hab mein Geld bei irgendeinem Windhund verzockt, gib mir das gefälligst zurück.“

    OK, doch, es gibt jemanden, der auf die Idee käme: Banken.

  4. remm

    Danke für die Folge.
    Eigentlich kann die Bezeichnung nur irreführend sein. Wer hat den Begriff denn etabliert? Wenn man mal schnell Wikipedia auf den unterschiedlichen Sprachen durchschaut, sieht man ‚Lotterieaufstand‘ nur noch als eine von mehreren möglichen Bezeichnungen im Spanischen. Lotterie klingt irgendwie viel zu niedlich für ein Land kurz vor dem gewaltsamen Umsturz und zwei tausend Toten.

  5. Sait Mehmeti

    Danke für die Folge.
    Ihr macht eine sehr gute Arbeit. Ich habe vieles in diesem Podcast gelernt und mir wurde endlich vieles klarer. Die Thematik wurde in Details beredet und es war sehr spannend.

  6. Jule

    Erwarte gespannt Teil 3, obwohl ich es mit Richard halte und die Einhaltung einer Chronologie doch sehr schätze…
    Ansonsten wieder „nie gehört“, „spannend“, …
    Und ein sehr feiner Zug von Euch am Schluß!

  7. Kendim Polisi

    Ich fand euer Podcast sehr interessant, da ich selber aus Albanien komme hat mich das Thema sehr interessiert. Es war sehr spannend.

  8. Mathias

    Ich finde die Folge gehört eher zu den schlechteren. Was mir aber gar nicht gefallen hat, einen „Zeitzeugen“ (der durch seine Familie auch noch irgendwie Partei ist) unkritisch einzubeziehen. Erwarte mehr von Quellenkritik 😉

  9. P. Paul

    Nachdem ich damals selbst vor Ort im Einsatz war (im Rahmen der „Multinational Protection Force“) und intensiven Kontakt mit ALLEN Parteien vor Ort hatte – bis hin zur Begleitung von Wahlbeobachtern, Verbindung zu lokalen Funktions- und Würdenträgern (inkl. Kirchenvertretern), muss ich dem jungen Politik-Wissenschaftsstudenten widersprechen;

    Zumal – bei allem Respekt für seine persönlichen Erfahrungen und familiären Verflechtungen – der junge Mann keinesfalls als objektiver „Zeitzeuge“ taugen kann (unter Apostroph, er war wie er erwähnt, in Deutschland zur Zeit der Aufstände, noch war er vermutlich alt genug, um die Vorgänge zu verstehen), da er ja nur „Erzählungen“ weitergibt und keine eigenen Erfahrungen schildert.

    Tatsächlich war Albanien im Chaos und Anarchie versunken. Opportunistische Gruppierungen hatten allerorts geplündert, gemordet und „alte Rechnungen“ beglichen, wo nur möglich. Banden, die von „Hintermännern“ finanziert und gesteuert wurden, waren allerorts im Einsatz, beschlagnahmten wahllos und defacto herrschte das Faustrecht.

    Mein Eindruck Ende März war, einfach ausgedrückt, dass bis auf in zwei gesicherten Zonen (Flughafen Tirana und Tirana Innenstadt) keinerlei STAATLICHE Sicherheits- noch Ordnungskräfte vorhanden waren. Dafür allerorts bewaffnete Gruppierungen en masse.

    Der legendäre Friedrich Orter wurde auf seinem Weg von (ich glaub es war von dort) Shkodra nach Tirana unterwegs war, wurde sogar komplett „bis auf die Socken“ ausgeraubt. Ich kann mich noch sehr gut an seine geschockte Erzählung erinnern, als er bei uns im Camp eintraf. Und das mag was bedeuten, war Orter doch zuvor bereits in den Balkan Kriegen im Einsatz und war durchaus mit dem Chaos und der Gefahr vertraut.

    Unsere Einsatzkräfte haben de facto die Polizei- und Sicherheitsorgane ersetzt bis zur Beruhigung der Lage. Es wurden Entwaffnungen von Banden vorgenommen, Straßenkontrollen und Patrouillen durchgeführt – anfangs rund um die Uhr, bis sich schließlich die Lage durch die Sicherheitspräsenz nach und nach beruhigt hatte. Man hatte monatelang Objekte gesichert, öffentliche Einrichtungen gesichert, geräumt, teilweise auch entmint und von kriminellen Banden gesäubert.

    Ich hätte Egin Ceka gern mitgenommen, damit er mir dann in den zerstörten, geplünderten und verwüsteten Botschaftsgebäuden, Universitäten (die Eindrücke der Plünderungen in der medizinischen Universität waren bei mir nachhaltig) dann nochmals erklärt „der internationale Einsatz hat nicht wesentlich zur Stabilität beigetragen – wenn überhaupt“. Oder als wir anfangs Nacht für Nacht in Feuergefechten zwischen rivalisierenden albanischen Gruppierungen verwickelt wurden und diese zur Einstellung der Feindlichkeiten brachten.

    Ich bin überzeugt, dass er seine Aussagen im Podcast sofort bereuen und revidieren würde.

    Über die Qualität und Erfahrung albanischer Politiker die in der Regierung zur Zeit 1997/1998 ihren Dienst versahen, kann jeder halten was er möchte – ich kann nur sagen, dass es dort einen regen Wechsel gab und die politische Kultur und Diskurs keinesfalls mit westlichen Maßstäben verglichen werden hat können – zu keinem Zeitpunkt. Und da spreche ich – im Gegensatz zu seinen Schilderungen – nicht aus Erzählungen als ich in Deutschland saß, sondern aus eigener Erfahrung vor Ort in dem Land während seiner größten Krise.

    PS: verlinkt auch ein Standard Artikel von Friedrich Orter in dem er auf das Erlebnis eingeht…

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