GAG77: Der Augsburger Kalenderstreit: Folgen eines tatsächlichen Zeitsprungs

Im Jahr 1582 geschah etwas Außergewöhnliches: Menschen in weiten Teilen Europas legten sich am 4. Oktober schlafen und wachten am 15. Oktober wieder auf. Wir sprechen darüber, wie es dazu kam und warum dieser tatsächliche Zeitsprung die deutsche Stadt Augsburg beinahe im Bürgerkrieg versinken ließ.

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6 Replies to “GAG77: Der Augsburger Kalenderstreit: Folgen eines tatsächlichen Zeitsprungs”

  1. Oliver alias @vor400

    Super Folge – danke!

    Die Beschreibung der bürgerkriegsähnlichen Zustände sind sehr treffend – allerdings macht ihr m.E. einen Fehler, wenn ihr die Probleme zu sehr auf Augsburg und 1582 beschränkt: ich glaube, man kann sich die Krise, die der Kalenderstreit überall ausgelöst hat, gar nicht dramatisch genug vorstellen! Auch in vielen anderen Städten gab es Strassenschlachten deswegen. In Württemberg wurde der neue gregorianische Kalender etwa 1700 eingeführt – man muss sich den Stress vorstellen, den ein Reisender 1610 von München nach Stuttgart hatte. Oder die Händler! Deutschland war in 17. Jh ein Flickenteppich protestantischer und katholischer Herrscher – d.h. altes Datum hier, neues Datum da. England und Schweden etwa führten es erst 1752 ein. Ich würde sogar soweit gehen, diese ständige Zankerei um das Datum als einen – bisher in seiner Wichtigkeit unterschätzten – Mitauslöser für den 30-jährigen Krieg zu nennen (natürlich gab es noch andere wichtigere Auslöser).

    In Urkunden dieser Zeit wurden übrigens häufig beide Zeiten genannt (heute: 15. März 1617 N.S. / 2. März 2017 O.S.)

    Ansonsten sehr schön erklärt, auch das Problem, warum es mit der Zeit mehr und mehr als nur 10 Tage auseinanderdriftete.

    🙂
    Oliver

    • Richard

      Hi Oliver,

      vielen Dank für deine ausführliche Erklärung. Was die Verkürzung der Problematik angeht, nehme ich auf jeden Fall die Schuld voll auf mich. Ich glaube in diesem Fall war’s wohl auch der Tatsache geschuldet, dass diese Zeit, v.a. in ihrer Ausformung als ein Flickenteppich von Protestanten und Katholiken, einfach so kompliziert ist, dass ich’s teils absichtlich, teils aus Unwissen, einfach ein bisschen kompakter und mit einem gewissen Abschluss darstellen wollte.

      Ich gelobe allerdings Besserung und werd‘ den allgemeinen Kalenderstreit, wenn’s denn mal so weit sein sollte und wir uns dem 30jährigen Krieg widmen, nochmals mit der Tragweite, die ihm gebührt beleuchten!

      Danke nochmal fürs Feedback und natürlich auch fürs Lob!

      Lg,
      Richard

  2. Sturmhardt

    Ja, warum hat den der liebe Gott Sonne und Mond nicht gleich so drehen lassen, das es passt ?
    (Aber ich denke mal, darüber werden sich verschiedenste Theologen schon ausgelassen haben…)

  3. Gerd Gerdes

    Lieber Richard
    Hab heute den Artikel über das britische Steuerjahr gelesen und bin mir nicht sicher, ob Du von dieser Implikation der Kalenderumstellung wusstest. Für alle, speziell aber für Dich sicher lesenswert.

  4. Edwin

    Lieber Richard und Daniel!
    Schon von dem Versäumnis des General Weyrother gehört ?
    1805 hatte er versäumt an den Unterschied zwischen den beiden Kalendern zu denken. Dank dieses Versehens kamen die Russen unter Kutusow 10 Tage zu spaät zum Treffen der Verbündeten am Inn. Dadurch war der gesamte Plan der Allierten über den Haufen geworfen.

  5. Erdmann

    Ein kleiner Funfact, den ich mal als Aufgabe in einem akademischen Mathematikbuch gefunden habe:

    Statistisch gesehen fällt der 13. eines Monats nach dem Gregorianischen Kalender häufiger auf einen Freitag als auf jeden anderen Wochentag.

    Intuitiv würde man vielleicht vermuten, das die Wochentage in dieser Hinsicht gleichverteilt sind. Man kann sich mit einer einfachen Rechnung klar machen, das das nicht stimmen kann: Der Gregorianischen Kalender wiederholt sich hinsichtlich der Wochentag alle 400 Jahre. In diesen Zeitraum fallen 400 X 12 Monate. Diese Zahl ist aber nicht durch 7 teilbar.

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